König Heinrich der Erste, unser Burgenbauer

Ein großer deutscher Herrscher wurde heute zum König gewählt: Heinrich der Erste aus dem Hause der Liudolfinger. Anno936 erfolgte dessen Heimgang und viel hat unser altes deutsches Reich ihm zu verdanken. Als er Anno 919 zum deutschen König gewählt wurde, schwebte dieses nicht nur in der Gefahr, auseinanderzubrechen, sondern drohte auch dem Ansturm der Ungarn zu erliegen. Gegen beide Übel schuf unser König Heinrich rasch Abhilfe. Durch Verhandlungen und Eheschließungen brachte er die Herzöge von Bayern, Schwaben und Lothringen wieder zum Gehorsam gegenüber der Reichsgewalt. Und gegen die Ungarn ließ er fleißig Burgen bauen und unternahm dazu einige Heerfahrten gegen die slawischen Stämme der Nachbarschaft. Bei Riade erntete er Anno 933 dann die Früchte seiner Arbeiten und schlug den Ungarn derart aufs Haupt, daß diese erst zu Zeiten seines Sohnes Ottos des Großen wieder einen neuen Angriff wagten. Seine Herzensdame Mathilde heiratete unser König Heinrich der Erste 906 und zeugte mit ihr die Söhne Otto, Heinrich und Bruno und die Töchter Gerberga und Hadwig. Seine erste Ehe mit Hatheburg ließ er zuvor aufheben, was dem gemeinsamen Sohn Thankmar natürlich ganz und gar nicht gefiel. Trotz seiner Fehden mit Konrad dem Ersten bestimmte ihn dieser auf dem Sterbebett zu seinem Nachfolger. Dazu berichtet uns unser Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg über die Wahl und Krönung König Heinrichs in Fritzlar:

„Als aber Konrad durch lange Krankheit ans Lager gefesselt wurde, gab er, nicht mehr gedenkend alles Ungemachs, das ihm von Heinrich bereitet war, denn seinem Bruder Eberhard und den um ihn versammelten Großen den Rat, nach seinem Absterben möchten sie Heinrich als einen durchaus würdigen Lenker an das Staatsruder setzen, und ihm sowohl das Seelenheil des dann Verstorbenen, als auch seine überlebende Familie und Freunde zu treuer Fürsorge empfehlen; und dieses, darauf drang er, möchten sie ohne Verzug geloben. Diese letzte Bitte vernahmen die Fürsten voll Schmerz und Wehmut, und versprachen, sie, wenn Gott ihnen das Leben schenke, treu zu erfüllen. Und als dann leider bald nachher im achten Jahre seiner Erhebung am 19. Oktober sein früher Tod erfolgt war, hielten sie, nachdem zu Weilburg an der Lahn die Leichenfeier begangen war, schnell eine Wahlversammlung zu Fritzlar, krönten Heinrich, und überantworteten ihm, der jetzt ihr Herr und König war, indem sie Christus und die ganze Kirche gläubig als Zeugen anriefen, weinend das ihnen Anvertraute. Er nun empfing zuerst in frommer Demut das Geschenk der göttlichen Gnade, dann aber den allgemeinen Beweis so großer Liebe voll Dankes gegen Gott, und gelobte, diesem und Allem, was sie sonst gemeinsam von ihm begehrten, zu entsprechen. Die kirchliche Salbung und Einsegnung, welche Erzbischof Heribert ihm antrug, wollte er nicht, wie seine Vorfahren im Reich, entgegen nehmen, indem er derselben ganz unwert zu sein versicherte. Ich aber glaube, daß er darin doch nicht recht gehandelt hat; denn ich habe im Leben des heiligen Othelrich, den Heinrich nachher zur bischöflichen Würde beförderte, gelesen, daß die heilige Märtyrerin Afra unter vielen anderen Gesichtern, die sie diesem von ihr hoch begnadigten Bischof zu Teil werden ließ, demselben auch zwei Schwerter zeigte, das eine mit, das andere ohne Scheide, mit welchem letzteren sie auf Heinrich gedeutet haben soll, als welcher der Weihe nicht teilhaftig geworden sei. Doch solches überlasse ich Gottes unerforschlichem Gerichte, und gehe weiter…“

In den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ unseres Friedrich Kohlrauschs schlägt unser König Heinrich nun noch den Dänen aufs Haupt, bevor wir zur Würdigung unseres Liudolfingers und zur Regelung der Nachfolge kommen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Aber noch war die Arbeit des edeln Königs Heinrich nicht vollendet. Die Ostgrenzen des Reiches waren durch die Unterwerfung der Slawen und die Besiegung der Ungarn gesichert, aber von Norden her beunruhigten die Dänen von Neuem die sächsischen und friesischen Küsten. Gegen diese Feinde zog Heinrich ein Jahr nach der Ungarnschlacht, 934, aus. Er ging mit seinem Heere über die Elbe durch Holstein über die Eider vor und gewann bei Schleswig einen entscheidenden Sieg über das Heer des Dänenkönigs Gorm, mit dem Beinamen der Alte. Der König mußte sich bequemen, das Land, welches schon Karl der Große zum fränkischen Reiche gebracht hatte, welches aber in den nachfolgenden Zeiten der Schwäche verloren war, wiederum abzutreten. Heinrich erneuerte die alte Markgrafschaft Schleswig, setzte einen Markgrafen ein und führte eine Kolonie von Sachsen dorthin, so daß also das Land zwischen der Eider und der Schlei noch zu Deutschland gehörte. (Fast hundert Jahre, bis 1027, blieb diese Mark Schleswig bei Deutschland, da trat Kaiser Konrad II. sie dem dänischen Könige Knud (Kanut) ab und machte die Eider zur Grenze des Reiches). Die Versuche, das Christentum in diesen Ländern zu gründen, die schon zu Ludwigs des Frommen Zeiten gemacht waren, erneuerten sich; der Erzbischof Uni von Bremen wagte sich dorthin in den Norden, und obwohl er den alten König, wegen der Wildheit seines Gemütes, nicht bekehren konnte, so fand er doch bei dessen Sohne Harald ein empfänglicheres Gemüt, und später nahm Harald das Christentum förmlich an. Mit welcher Zufriedenheit konnte König Heinrich aus das Werk seines Lebens zurückblicken! Die 16 Jahre seiner Regierung bis zum Ende des dänischen Krieges waren voll Mühe und Arbeit gewesen, aber dafür mit herrlichem Gelingen gekrönt. Der Segen von oben ruhte aus seinen Unternehmungen, weil er sie mit Gott begann und hinausführte, und weil nicht seine Ehre und sein Vorteil ihm vor Augen standen, sondern das Beste des Vaterlandes. Als ein in sich zerfallenes, von Ungarn, Slawen und Dänen hart bedrängtes Land hatte er es empfangen und die königliche Würde, die man ihm ungesucht darbot, war ohne Kraft. Jetzt stand das Reich der Deutschen als das erste in der Christenheit, sein König Heinrich als der neue Gründer desselben, da. Die Westfranken hatten Lothringen, die Dänen Holstein und Schleswig zurückgeben müssen; die Slawen an allen Grenzen waren zur Unterwerfung gebracht, die Ungarn in ihre Grenzen zurückgeschreckt; und in Deutschland hatte Heinrich, was keinem der Könige seit Karl dem Großen zu Teil geworden war, keinen Feind mehr, wohl aber Völkerschaften, die ihm wie ihrem angestammten Vater mit Liebe anhingen, und andere, die ihn als König willig anerkannten, weil er ihnen eine selbstständige, kräftige Entwicklung in ihren Angelegenheiten gestattete. Alle aber waren mit Ehrfurcht und Bewunderung seiner großen Eigenschaften erfüllt. Nachdem dieses hohe Ziel im Vaterlande erreicht war, soll Heinrich, nach Widukinds Zeugnisse, auch daran gedacht haben, über die Alpen zu gehen und die alte Verbindung mit Italien herzustellen. Allein wir haben kein anderes Zeugnis hierüber, als Widukinds einfaches Wort; und daß der Vorsatz, wenn er in Heinrichs Seele war, nicht zur Ausführung kam, daran war die Kränklichkeit seiner letzten Lebensjahre Schuld. Im Jahre 935 wurde der König zu Bothfeld unweit Elbingerode am Harze von einem Schlagflusse aus das Krankenlager geworfen. Als er sich wieder erholt hatte, beschloß er die Nachfolge im Reiche zu sichern, damit ja nicht der Gedanke an eine Teilung desselben, wie zur Zeit der Karolinger, wieder auskommen möchte. Er berief die Großen zu einem Tage nach Erfurt, um das wichtige Geschäft in Ordnung zubringen. Unter seinen vier Söhnen war Thankmar, von seiner ersten Gemahlin Hatheburg, der älteste, aber da die Ehe mit Hatheburg als ungesetzlich erkannt war, so würde dessen Wahl zum Könige den entschiedensten Widerstand erfahren haben. Auch erkannte Heinrich in dem ältesten Sohne seiner geliebten Gemahlin Mathilde, Otto, die großartigen Eigenschaften, welche einem Könige Kraft geben. Er war kühn, tapfer, ausdauernd, von hochstrebendem Sinne; und wenn auch ein leicht aufbrausender Zorn sich seiner bemächtigen konnte, so war doch die Großmut seines Herzens alsbald zur Versöhnung geneigt. Auch sprach das Recht der Erstgeburt so sehr für ihn, daß eine Verletzung desselben zu Gunsten eines seiner jüngeren Brüder den heftigen Sinn Ottos zum stärksten Unwillen gereizt und sicher eine unselige Zwietracht erzeugt haben würde. Zwar beunruhigte es den König einigermaßen, daß seine teure Mathilde ihren zweiten Sohn Heinrich begünstigte und diesem gern die Krone zugewendet hätte. Heinrich besaß ein sanftes und einnehmendes Wesen, eine herrliche Gabe der Rede, und dabei so außerordentliche Schönheit, daß keiner seiner Zeitgenossen ihm darin verglichen werden konnte. Und wenn Otto das Recht der Erstgeburt für sich hatte, so wußte der Scharfsinn der mütterlichen Vorliebe diesen Grund dadurch zu schwächen, daß bei Ottos Geburt der Vater nur Herzog der Sachsen, bei der des zweiten Sohnes aber König des gesamten Reiches der Deutschen gewesen sei. Aber so sehr König Heinrich seine Gemahlin liebte, und so gern er ihre Wünsche erfüllte, so konnte er doch in dieser wichtigen Angelegenheit seine bessere Überzeugung nicht aufopfern. Er empfahl zu Erfurt den Großen des Reiches seinen Sohn Otto zum Nachfolger und hatte die Freude, daß sie ihm ihr Wort gaben, seinen Willen demnächst in Erfüllung zu bringen…“

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