Das Nibelungenlied, unser deutsches Nationalepos

Das Nibelungenlied, unser deutsches Nationalepos aus dem hohen Mittelalter, wurde 1755 von unserem Gelehrten Hermann Obereit wiederentdeckt. Gefunden hat er dessen Handschrift in der Bücherei des Schloßes Hohenems. Unser deutsches Rittertum wird in dessen 39 Gesängen (Abenteuer) wunderbar besungen und obendrein schuf unser Tondichter Richard Wagner seinen Ring auf Grundlage unseres Nibelungenliedes. Wie auch so mancher deutscher Dichter gar sehr von den Heldentaten unserer Burgunder begeistert worden sind. Mit „Der Held des Nordens“ steuerte unser Dichter Friedrich Fouque auch ein Stück zur Nibelungendichtung bei: http://www.zeno.org/Literatur/M/Fouqu%C3%A9,+Friedrich+de+la+Motte/Drama/Der+Held+des+Nordens Anläßlich seiner glücklichen Heimkehr aus Island veranstaltet unser Burgunderkönig Gunther am Rhein ein großes Ritterspiel: http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Simrock/sim_ni00.html

„Jenseits des Rheins sah man dem Gestad

Mit allen seinen Gästen den König schon genaht.

Da sah man auch am Zaume leiten manche Maid:

Die sie empfangen sollten, die waren alle bereit.

Als bei den Schiffen ankam von Isenland die Schar

Und die der Nibelungen, die Siegfried eigen war,

Sie eilten an das Ufer; wohl fliß sich ihre Hand,

Als man des Königs Freunde jenseits am Gestade fand.

Nun hört auch die Märe von der Königin,

Ute der reichen, wie sie die Mägdlein hin

Brachte von der Veste und selber ritt zum Strand.

Da wurden mit einander viel Maid‘ und Ritter bekannt.

Der Markgraf Gere führte am Zaum Kriemhildens Pferd

Bis vor das Thor der Veste; Siegfried der Degen wert

Durft ihr weiter dienen; sie war so schön und hehr.

Das ward ihm wohl vergolten von der Jungfrau nachher.

Ortwein der kühne führte Ute die Königin,

Und so ritt mancher Ritter neben den Frauen hin.

Zu festlichem Empfange, das mag man wohl gestehn,

Wurden nie der Frauen so viel beisammen gesehn.

Viel hohe Ritterspiele wurden da getrieben

Von preiswerten Helden (wie wär es unterblieben?)

Vor Kriemhild der schönen, die zu den Schiffen kam.

Da hub man von den Mähren viel der Frauen lobesam.

Der König war gelandet mit fremder Ritterschaft.

Wie brach da vor den Frauen mancher starke Schaft!

Man hört‘ auf den Schilden erklingen Stoß auf Stoß.

Hei! reicher Buckeln Schallen ward im Gedränge da groß!

Vor dem Hafen standen die Frauen minniglich;

Gunther mit seinen Gästen hub von den Schiffen sich:

Er führte Brunhilden selber an der Hand.

Wider einander leuchtete schön Gestein und licht Gewand.

In höfischen Züchten hin Frau Kriemhild ging,

Wo sie Frau Brunhilden und ihr Gesind empfing.

Man konnte lichte Hände am Kränzlein rücken sehn,

Da sich die Beiden küssten: das war aus Liebe geschehn.

Da sprach wohlgezogen Kriemhild das Mägdelein:

„Ihr sollt uns willkommen in diesem Lande sein,

Mir und meiner Mutter, und Allen, die uns treu

Von Mannen und von Freunden.“ Da verneigten sich die Zwei.

Oftmals mit den Armen umfingen sich die Fraun.

So minniglich Empfangen war nimmer noch zu schaun,

Als die Frauen beide der Braut da taten kund,

Frau Ute mit der Tochter: sie küssten oft den süßen Mund.

Da Brunhilds Frauen alle nun standen auf dem Strand,

Von waidlichen Recken wurden bei der Hand

Freundlich genommen viel Frauen ausersehn.

Man sah die edeln Maide vor Frau Brunhilden stehn.

Bis der Empfang vorüber war, das währte lange Zeit,

Manch rosigem Munde war da ein Kuß bereit.

Noch standen bei einander die Königinnen reich:

Das freuten sich zu schauen viel der Recken ohne Gleich.

Da spähten mit den Augen, die oft gehört vorher,

Man hab also Schönes gesehen nimmermehr

Als die Frauen beide: das fand man ohne Lug.

Man sah an ihrer Schöne auch nicht den mindesten Trug.

Wer Frauen schätzen konnte und minniglichen Leib,

Der pries um ihre Schöne König Gunthers Weib;

Doch sprachen da die Kenner, die es recht besehn,

Man müsse vor Brunhilden den Preis Kriemhilden zugestehn.

Nun gingen zu einander Mägdelein und Fraun;

Es war in hoher Zierde manch schönes Weib zu schaun.

Da standen seidne Hütten und manches reiche Zelt,

Womit man erfüllt sah hier vor Worms das ganze Feld.

Des Könige Freunde drängten sich, um sie zu sehn.

Da hieß man Brunhilden und Kriemhilden gehn

Und all die Fraun mit ihnen hin, wo sich Schatten fand;

Es führten sie die Degen aus der Burgunden Land.

Nun waren auch die Gäste zu Ross gesessen all;

Da gabs beim Lanzenbrechen durch Schilde lauten Schall.

Das Feld begann zu stäuben, als ob das ganze Land

Entbrannt wär in der Lohe: da machten Helden sich bekannt.

Was da die Recken taten, sah manche Maid mit an.

Wohl ritt mit seinen Degen Siegfried der kühne Mann

In mancher Wiederkehre vorbei an dem Gezelt;

Der Nibelungen führte tausend Degen der Held.

Da kam von Tronje Hagen, wie ihm der König riet;

Der Held mit guter Sitte die Ritterspiele schied,

Daß sie nicht bestaubten die schönen Mägdelein:

Da mochten ihm die Gäste gerne wohl gehorsam sein.

Da sprach der edle Gernot: „Die Rosse laßt stehn,

Bis es beginnt zu kühlen, daß wir die Frauen schön

Mit unserm Dank geleiten bis vor den weiten Saal;

Will dann der König reiten, find er euch bereit zumal.“

Das Kampfspiel war vergangen über all dem Feld:

Da gingen kurzweilen in manches hohe Zelt

Die Ritter zu den Frauen um hoher Lust Gewinn:

Da vertrieben sie die Stunden, bis sie weiter sollten ziehn.

Vor des Abends Nahen, als sank der Sonne Licht

Und es begann zu kühlen, ließ man es länger nicht:

Zu der Veste huben Fraun und Ritter sich;

Mit Augen ward geliebkost mancher Schönen minniglich…“

Alboin, König der Langobarden

Anno 572 ging unser Langobardenkönig Alboin heim. Nicht der scharfe Stahl und auch nicht das garstige Alter bezwangen unseren Helden, sondern er fiel durch die Tücke seines Weibes Rosamunde. Der Sage nach zwang er diese aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken und so überredete sie einen seiner Vasallen zum Meuchelmord. Weshalb das Werk unseres Alboins unvollendet blieb. Er hatte Anno 568 mit der Eroberung Italiens begonnen und war bis dahin auf die Höhe von Pavia gekommen. Ravenna, Rom und der Süden trotzen seiner noch… Geboren wurde er um Anno526 und war König der Langobarden seit Anno 560. Den Gepiden schlug er Anno 567 aufs Haupt. Zu Weibern nahm er die fränkische Königstochter Chlodoswinth und die besagte Gepidenprinzessin Rosamunde. Nur die Tochter Albisinda vergönnten die Nornen ihm. In unserem Paul Warnefried fanden unser Alboin und seine Wandalen einen Chronisten. Die „Geschichte der Langobarden“ nannte er seine Chronik und daraus hört ihr von der Gunst der Götter für unsere Langobarden und der Herkunft ihres Namens: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11248153_00003.html

„VI. Nicht ferne von jenem Meeresstrand, den ich besprochen habe, nach Westen zu, wo sich der unendliche Ozean ausbreitet, ist jener unergründlich tiefe Wasserschlund, den wir hergebrachter Weise den Nabel des Meeres nennen, der zweimal des Tages die Fluten verschlingen und wieder ausstoßen soll, wie sich das an jener Küste durch die mit ungemeiner Schnelligkeit kommenden und wieder gehenden Wogen erweist. An solcher Schlund oder Wirbel wird von dem Dichter Virgil Charybdis genannt, die sich nach seinem Gedicht in der sizilianischen Meerenge befindet und folgendermaßen von ihm beschrieben wird:

„Rechts hält Skylla den Strand, und die unfriedsame Charybdis

Links; und zum untersten Wirbel des Abgrunds schlürfet sie dreimal

Jäh die unendlichen Fluten hinab, dann wieder zur Luft auf

Schnellt sie die wechselnden hoch, und schlägt die Gestirne mit Meerschaum.“

Von jenem oben besprochenen Schlund aber werden, so wird versichert, oftmals die Schiffe so plötzlich und geschwinde angezogen, daß sie dem durch die Luft fliegenden Pfeile zu gleichen scheinen und nicht selten in jener Tiefe schrecklich zu Grunde gehen. Wenn sie aber schon daran sind, verschlungen zu werden, werden sie oft plötzlich von der Gewalt der Fluten mit derselben reißenden Schnelligkeit wieder zurückgetrieben, mit der sie vorher angezogen waren. Man behauptet, ein ähnlicher Schlund befinde sich auch zwischen der britischen Insel und der Provinz Galizien, wofür auch die Küste von Sequanica und Aquitanien angeführt wird, die zweimal des Tages so plötzlich überschwemmt wird, daß wer sich vom Strande weg etwas zu weit nach dem Meere zu entfernt hat, sich kaum retten kann. Dann kann man sehen, wie die Flüsse jener Länder in schnellem Laufe nach der Quelle hin zurückkommen und viele Meilen weit hinauf das süße Flußwasser den herben Salzgeschmack bekommt. Ungefähr dreißig Meilen von der sequanischen Küste entfernt liegt das Eiland Ebodia, auf dem man, wie die Bewohner desselben versichern, das Rauschen der in das Haus der Charybdis strömenden Wasser vernimmt. Ich habe einen sehr vornehmen Gallier erzählen hören, wie mehrere schon vorher von einem Sturm hart mitgenommene Schiffe hierauf von eben dieser Charybdis verschlungen wurden. Nur Einer von der ganzen Mannschaft dieser Schiffe blieb, als die Übrigen alle umkamen, am Leben und wurde von der strömenden Wasserflut bis zu der Mündung jenes fürchterlichen Schlundes getragen. Als er aber bereits in den unendlich tiefen und weiten Abgrund hineinsah und nun von Furcht halbtot schon hinunterzustürzen erwartete, da saß er plötzlich ganz unvermutet auf einem Felsen fest. Denn da das bestimmte Wasser, das hineinlaufen sollte, schon ganz von der Tiefe verschlungen worden war, so wurde der Rand des Schlundes bloßgelegt. Und wie er nach solchen Gefahren vor Angst zitternd kaum erst fest saß und immer noch den nur etwas verzögerten Tod erwartete, da sah er es auf einmal wie eine Art großer Berge aus der Tiefe der Wasser sich erheben, und die versunkenen Schiffe emportauchen. Als eines davon in seine Nähe kam, so ergriff er es mit aller. Macht und fuhr dann unverweilt wie im Fluge nach der Küste. So entrann er dem fürchterlichen Untergang und berichtete nachmals selbst seine große Gefahr. Auch von unserem Meer, dem adriatischen nämlich, das obwohl mit geringerer Heftigkeit, doch in ähnlicher Weise an die venezianische und istrische Küste schlägt, ist es wahrscheinlich, daß es dergleichen nur geringe und verborgene Kanäle habe, von welchen die abfließenden Wasser verschlungen und dann wieder dem Ufer zugetrieben werden. Nach diesem Abschweife will ich nun wieder zu der angefangenen Erzählung zurückkehren.

VII. Die Winiler zogen also aus von Skandinavien und kamen unter der Führung des Ibor und Agio nach dem Land, das Skoringa heißt, und blieben hier einige Jahre sitzen. Zu der Zeit nun suchten Ambri und Assi, die Heerführer der Wandalen, alle benachbarten Länder mit Krieg heim. Übermütig durch ihre vielen Siege schickten sie jetzt auch zu den Winilern Boten und ließen ihnen sagen, sie sollten den Wandalen entweder Zins zahlen oder sich auf Krieg gefaßt machen. Da sprachen Ibor und Agio mit Zustimmung ihrer Mutter Gambara, es sei besser die Freiheit mit den Waffen zu schützen, als sie durch Zinszahlung zu beflecken, und ließen die Wandalen durch Gesandte wissen, sie wollen lieber streiten, als dienen. Es standen nun damals zwar alle Winiler in der Blüte des Mannesalters, aber sie waren wenig an Zahl, da sie nur den dritten Teil der Bevölkerung einer nicht gerade sehr großen Insel ausmachten.

VIII. Es berichtet an dieser Stelle die alte Erzählung ein lächerliches Märchen: Die Wandalen seien vor Guodan getreten und haben bei ihm um Sieg über die Winiler gesteht: er habe geantwortet, denen wolle er den Sieg verleihen, die er zuerst bei Sonnenaufgang erblicke. Darauf sei Gambara vor die Frea, Guodans Gemahlin getreten und habe bei ihr um Sieg für die Winiler gefleht. Frea habe den Rat erteilt, die Weiber der Winiler sollten ihr Haar wie einen Bart ins Gesicht hängen lassen, dann in aller Frühe mit ihren Männern auf dem Platze sein und sich zusammen da aufstellen, wo Guodan sie sehen müsse, wenn er wie gewöhnlich aus dem Fenster gen Morgen schaue. Und so sei es auch geschehen. Als sie Guodan bei Sonnenaufgang erblickte, habe er gefragt: „Wer sind diese Langbärte?“ Da sei Frea eingefallen, er solle denen den Sieg verleihen, welchen er jetzt selbst den Namen gegeben. Und so habe Guodan den Winilern den Sieg verliehen. Das ist indes lächerlich und nichts wert; denn nicht in der Gewalt der Menschen liegt der Sieg, vielmehr kommt er vom Himmel.

IX. Gewiß ist jedoch, daß die Langobarden, während sie ursprünglich Winiler hießen, nachmals von der Länge ihres Barts, an den kein Schermesser kam, ihren Namen erhielten. Wodan aber, den sie mit Beifügung eines Buchstabens Guodan nannten, ist der nämliche, der bei den Römern Merkur heißt und von allen Völkern Deutschlands als Gott verehrt wird, jedoch nicht dieser Zeit, sondern einer weit früheren, und nicht Deutschland, sondern Griechenland angehört…“

Peter Paul Rubens

Unser großer deutscher Maler Peter Paul wurde Anno 1577 in Siegen geboren und das muß natürlich gefeiert werden. Wie immer mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met und den Werken unseres Meisters. Die Malerei erlernte dieser von 1592 bis 1598 in Antwerpen und wurde anschließend in die dortige Malergilde aufgenommen. Nach Abschluß seiner Lehre bereiste er von 1600 bis 1608 Italien und Spanien und ließ sich anschließend in Antwerpen nieder. Anno 1609 heiratete er seine erste Frau Isabella Brant, mit der er die Kinder Clara Serena, Albert und Nikolaas zeugte. Erfolg und Ruhm stellten sich bald ein und so rief ihn Anno 1622 die gallische Königin Maria de Medicis nach Paris. Ab Anno 1623 war er sogar als Gesandter im Dienste Spaniens tätig und vermittelte einen Frieden mit England. Anno 1630 heiratete er seine zweite Frau Helene Fourment, mit der er die Kinder Clara Johanna, Franz, Helene und Peter Paul zeugte. Unser Kunstgelehrter Rudolf Oldenbourg bringt uns in seinem Werk „Peter Paul Rubens“ die Kunst unseres alten Meisters etwas näher und ich lese daraus das epische Vorwort: https://archive.org/details/peterpaulrubenss00olde

„Alles Wissen um die Kunst, historischer oder ästhetischer Art, das nicht in den tiefsten, unbewußten Grund des Menschen dringt und hier einen lebendigen.Widerhall findet, bleibt letzten Endes eitel und belanglos. Das rätselhafte Wort, daß nur dem gegeben wird, der schon hat, wird in der Erziehung zur Kunst unerbittliches Ereignis, so verständnislos auch unsere Zeit der Gleichmacherei und der Akademien für jedermann daran vorübergeht. Nur sehr bedingt sind die Möglichkeiten der künstlerischen Aufklärung, bedingt vor allem, weil sie mehr der Selbsterziehung anheim gegeben sind, als durch Belehrung im gewöhnlichen Sinn übermittelt werden können. Im wesentlichen wirken sie nach zwei Richtungen: Indem der Stoff reichhaltig gesammelt und in sinngemäßen Verbindungen vorgetragen wird, bildet und schärft sich das Urteil über die unter den jeweiligen Voraussetzungen gezeitigten Werte. Schon hier muß der Lernende die natürliche Fähigkeit lebhafter Anschauung, wenigstens in einem gewissen Maße, mitbringen. Dann aber, nach forschender Umschau über die Masse der vorliegenden Kunstproduktionen, beginnt das Urteil eigentlich erst in Kraft zu treten, indem es den Ansturm der Eindrücke sichtet, sie auf den gemeinsamen Nenner der aufnehmenden Persönlichkeit bringt und entscheidet, was nur durch den Intellekt begriffen worden war, was die äußerlicheren, wandelbaren Organe des Geschmacks angenommen hatten und was endlich im tieferen Wesen des einzelnen in prästabilierter Harmonie anklingt. Dank der historisch orientierten Kunstanschauung des 19. Jahrhunderts und insbesondere der in den letzten 50 Jahren glänzend erblühten Kunstwissenschaft hat mit der Erweiterung unserer Kenntnisse die Beweglichkeit der Einstellung sich zu einem früher nie gekannten Umfang ausgeweitet und alle Gebiete der Kunst zugleich dem ästhetischen Genuß zugänglich gemacht. Ein Allbewundern und Allverstehen ist erreicht worden, das sich über alle Grenzen des Ortes und der Zeit mühelos hinwegsetzt und dem das erste Stammeln einer jungen Kultur nicht weniger zugänglich ist als die letzte Überfeinerung ihres Verfalls. Indem ihr die Möglichkeit, ja Notwendigkeit jedes ästhetischen Grundsatzes immer gegenwärtig ist, sucht diese relative Art der Kunsterkenntnis mehr in sich selber, als in ihrem Gegenstand Befriedigung und wenn sie auch ohne eine gewisse angeborene Beziehung zur Kunst nicht denkbar ist, so mangelt ihr doch naturgemäß der geschlossene Horizont der Persönlichkeit, das Schwergewicht, welches unwiderstehlich zu einer entscheidenden Wertung drängt und dem Urteil überhaupt erst den Stempel des Individuellen verleiht. Als Propädeutik zwar nicht unentbehrlich, aber von hohem Wert, dringt sie nie eigentlich zu den Quellen des künstlerischen Schaffens und führt auch nie zu seinen letzten Zielen hin. Denn was vom Herzen, aus dem unerforschlichen Innern kam – und nur unter dieser Voraussetzung ist ein Kunstwerk als solches anzuerkennen – will auch vom Herzen vernommen werden. So bleibt die historisierend-extensive Kunsterkenntnis, die auf dem Feld und mit den Mitteln des Intellektes zu Werke geht, nur ein Durchgangsstadium, allenfalls auch das belebende Korrelat einer tieferen, absoluten Überzeugung, die der ästhetisch veranlagte Mensch in sich trägt und die zu läutern und zu befestigen der wesentliche Zweck seiner Erziehung sein sollte. Wie die unendlich mannigfaltigen Erzeugnisse der Kunst nicht willkürlich hervorgebracht, sondern aus der strengen Nötigung ebenso vieler verschiedener Sinnesarten entsprungen sind, so steht es auch unserer Aufnahmefähigkeit nicht frei, sich jedes beliebigen Kunstwerkes im letzten Sinne zu bemächtigen. Liegt doch zwischen seiner Würdigung – sei sie noch so klug – und der eigentlichen Realisierung, das heißt seinem Wiedererleben, ein Abstand, den gerade das kunstgeschichtlich geschulte Auge allzu leicht unterschätzt. In diesem Augenblick nämlich, und nicht in mystischen Schwärmereien, tritt die enge Beziehung zwischen Kunst und Religion zutage, sofern Religion im ursprünglichsten Sinne einer Bindung, eines Nicht-anders-könnens, trotz aller Einwürfe des Intellektes verstanden wird. Die analytische Gesinnung, mit der die geschichtliche Erkenntnis das Kunsturteil unserer Zeit durchdringt, hat das Recht dieser tieferen Synthese bedrohlich geschmälert und pflegt in ihrer Sucht nach universalem Umfang die besondere Vorliebe des einzelnen etwas verächtlich als Geschmacks- oder Meinungssache zurückzuweisen. Der Laie gelangt heute auch wirklich nur selten über eine vage Vorliebe hinaus, da sein Urteil, anstatt unbeirrt von innen seine Norm zu empfangen, durch die Flut von Belehrungen und Materialien, mit der Zeitungen und Kunstpropaganda ihn täglich überschwemmen, verschüttet oder bis zur Selbstentfremdung bedrängt und verunklärt wird. Und doch ist der Fluch, der auf all unserem künstlerischen Beginnen lastet, nichts anderes als die Vielspältigkeit und Wurzellosigkeit der Anschauung, der Mangel an fester innerer Nötigung, aus der in weiteren örtlichen und zeitlichen Zusammenhängen die produktive Geschlossenheit einer ästhetischen Überzeugung, einer Stilkraft wieder hervorwachsen könnte. Von der Historie besessen, haben wir den Mut der Entscheidung, die uns wie Ungerechtigkeit anmutet, nicht mehr aufzubringen; nur bei Künstlern trifft man ihn allenfalls noch an, wo er sich als Notwehr gegen die Zersetzung intellektueller Einflüsterungen erhalten hat und in den Ausfällen der Extremen gegen die alte Kunst eine wahnwitzige, aber begreifliche Steigerung erreicht. Neidvoll blicken wir auf den sicheren Einklang des ästhetischen Urteils, dessen frühere, selbst wenig produktive Kunstepochen sich zu erfreuen hatten. Leidenschaftlich sind unsere Pädagogen bemüht, ihn wiederherzustellen. Doch fruchtlos bleiben alle Einsichten und Maßnahmen, solange nicht jeder einzelne sich vom Fluch der Historie, den Nietzsche so gewaltig bloßgestellt hat, reinwäscht und durch Ablehnung dessen, was ihm nicht innerlichst entspricht, in sich selber die Elemente des Einklangs aufrichtet, von dem er die Gesamtheit durchdrungen und umschlossen sehen möchte. In solcher Art das Verhältnis des einzelnen zur Kunst zu verinnerlichen und zu klären, bildet den eigentlichen Wert der kunstgeschichtlichen Belehrung. Sie soll uns der eigenen Freiheit bewußt machen, indem sie zur Stellungnahme herausfordert, und – wenn auch durch Widerspruch – auf unser eigentliches Urteil zurückweist. Der Gegenstand unserer Darstellung bietet sich uns also vornehmlich unter dem Gesichtspunkt: Was bedeutet Rubens dem Menschen unserer Zeit, was kann er ihm bedeuten? Treten wir ihm gegenüber wie einem abgelaufenen Ereignis der Vergangenheit, das mit seiner unmittelbar pragmatischen Auswirkung erlosch, oder besteht, trotz der gewaltigen Entwicklungswellen, die uns von ihm trennen, eine lebendige Beziehung von ihm zu uns, von seinem Überfluß zu unserem Bedürfnis? Spricht er uns nur antiquarisch-ästhetisch an, gleichsam als Artist, oder hat er darüber hinaus als Mensch zum Menschen jedem von uns noch etwas zu bieten? Kann die Ethik unserer künstlerischen Anschauung, die sich in genialisch-ungenialen Blähungen oder in tändelnder Schöngeisterei verzettelt, an Rubens eine Norm, einen orientierenden Anklang finden, oder hat sich seine führende Kraft innerhalb seiner Epoche erschöpft? …“

Unser Königstiger

Ein Wonnebrocken ist unser Königstiger fürwahr. Ein mechanisches Schlachtroß, wie man es sich besser nicht wünschen kann: 185mm Panzerung, 8,8cm-Kampfwagenkanone, zwei (bis drei) Maschinengewehre und die Walzkraft von 70 Tonnen Panzerstahl. Die Geschwindigkeit reicht von 17 Sachen im Gelände zu 38 Sachen auf der Straße. Das Schlachtroß ist nun einmal kein Rennpferd. Mit einer Reichweite von 120 bis 170 Kilometer kann man schon etwas anfangen, wenn auch die Tankrechnung den Geldbeutel gar sehr belastet. Gebaut hat unser altes deutsches Reich nicht ganz 500 Stück davon, die allerdings nicht geballt eingesetzt worden sind – wie es das Gebot von unserem Generaloberst Guderian verlangt – sondern wurden überall verzettelt. Einzig bei unserer Ardennenoffensive kamen 120 Königstiger zum Einsatz, für die aber leider nicht genügend Treibstoff vorhanden war… Wie sich unser Königstiger so als mechanisches Schlachtroß geschlagen hat, weiß unser Oberleutnant und Panzerritter Richard von Rosen in seiner Panzerchronik „Als Panzeroffizier in Ost und West“ zu berichten. Mit unserem Königstiger zieht er darin nun gegen die Russen und Rumänen in Ungarn zu Felde:

„Als unmittelbare Folge des Aufrufs zum Waffenstillstand hatte die 2. ungarische Panzerdivision auf Befehl des Oberbefehlshabers der 2. ungarischen Armee, Generaloberst Verres, ihre Stellungen in einem besonders wichtigen Abschnitt verlassen und sich auf die Theiß zurückgezogen. Der Rückzug erfolgte dabei ohne Rücksicht auf die Folgen für die noch im Kampf stehenden Frontnachbarn. Aus dem noch bestehenden Theißbrückenkopf bei Szolnok heraus sollte daher am 19. Oktober ein Angriff geführt werden mit dem Ziel, die feindliche Front am Ostufer der Theiß zu durchbrechen und nach Osten tief in die Flanke der bei Debrecen stehender russischen Panzerkräfte vorzustoßen. Hierzu wurde die schwere Panzerabteilung DIII der XXIV. Panzerdivision unterstellt. Am Abend des 17. Oktober erhielten wir den Verlegebefehl nach Szolnok an der Theiß. Zur Kraftstoffersparnis wurden die Panzer auf die Bahn laden, die Räderteile machten Landmarsch. Als erste wurde die I. Kompanie verladen, meine III. Kompanie folgte. Da nicht genügend Ssymswagen vorhanden waren, konnten die Kompanien nur nacheinander, sobald also die Leerzüge jeweils zurück waren, verladen werden. Am 18. Oktober abends waren zwei Transporte meiner Kompanie am Zielbahnhof eingetroffen, mein III. Zug fehlte jedoch noch, als auch schon der Einsatzbefehl für den nächsten Morgen eintraf. Wir sollten die Speerspitze der angreifenden XXIV. Panzerdivision bilden. Die I. Kompanie war vollzählig, von meiner waren zehn Panzer vorhanden. Unser Auftrag lautete, nach kurzer Artillerievorbereitung beim ersten Lichte anzutreten, die feindlichen Stellungen zu durchbrechen und dann nach Südosten auf die Stadt Mezötur abzudrehen, diese zu nehmen, um dann nach Nordosten über Türkeve das Höhengelände bei Kisujszallas zu gewinnen. Über die feindlichen Stellungen war so gut wie nichts bekannt, nicht einmal die Tatsache, dass uns eine rumänische Infanteriedivision gegenüber lag. Bei Dunkelheit hatte ich den Angriffsbefehl bekommen, nun begann die Arbeit. Karten mussten herausgesucht und geklebt werden, Kommandantenbesprechung abgehalten werden, dazwischen wieder zum Abteilungsgefechtsstand zum Kommandeur – ich wusste manchmal nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Als ich dann gegen 3.00 Uhr früh mit der Kompanie in die Bereitstellung im kleinen Theißbrückenkopf im Südostteil von Szolnok einrückte, hatte ich das Gefühl, dass alles nur halbfertig sei und nichts klappen würde. Und dann klappte doch alles tadellos. Ja, auf meine Leute konnte ich mich verlassen. Der Angriffsbeginn war für 5.00 Uhr angesetzt. Heute fuhr die I. Kompanie Spitze. Die Stunden vor Angriffsbeginn waren immer nervenaufreibend. Man befand sich unter großer Anspannung und fragte sich, wie die nächsten Stunden wohl verlaufen würden. Noch war es dunkel. Ich ließ die Besatzungen noch einmal antreten und ging den kommenden Einsatz nochmals mit ihnen durch. Jeder sollte wissen, was von uns erwartet werden würde. Die Feldküche kam vor, es gab heißen Kaffee. Die Motoren der Panzer liefen warm, der Funk war eingeschaltet, es wurde zur Kontrolle, ob die Funkverbindung steht, kurz abgestimmt, da war auch die Angriffszeit schon heran und vom Kommandeur kam jetzt der Befehl „Antreten“, der durch ein Deckwort getarnt durchgegeben wurde. Für häufig vorkommende Befehle und Ausdrücke hatten wir Deckworte die aus Geheimhaltungsgründen täglich gewechselt wurden. Kaum hatte ich den Befehl an die Kompanie weitergegeben, heulten die Tigermotoren auf und die I. Kompanie überschritt mit meiner Kompanie dahinter nach wenigen Minuten die vorderste eigene Linie. Der Angriff, der nun folgte, war eine große Ausnahme, denn meistens ging es nicht so glatt ab. Kurz nachdem wir die Hauptkampflinie überschritten hatten, kamen uns die ersten Rumänen entgegen. Es gelang, einen quer zur Angriffsrichtung befindlichen Damm zu überschreiten, der nach dem Kartenstudium unsere große Sorge gewesen war. Rasch wurde das nächste Dorf erreicht, aus dem die Rumänen vergeblich zu fliehen versuchten. Sie wurden nach hinten gewunken, denn die Panzer hatten keine Zeit, sich um die Gefangenen zu kümmern. Ein Pak-Riegel wurde überwalzt und damit war dann auch, wie sich herausstellte, die Verteidigungsstellung in ihrer ganzen Tiefe schon durchstoßen. Zweimal trafen wir auf der Vormarschstraße auf Minen, die aber seitlich umfahren werden konnten. So stieß unsere Angriffsgruppe immer tiefer in das Hinterland vor. Troßeinheiten wurden überrascht, ganze Kolonnen von der Straße gefegt, nichts konnte unseren Vorwärtsdrang hemmen. Wir tauchten in dieser Gegend völlig überraschend wie Gespenster auf. Meine III. Kompanie hatte zunächst wenig zu tun. Wir hielten gehörigen Abstand zur vorderen I. Kompanie und passten uns ihrem Tempo an. Gegen 10.00 Uhr, etwa zwanzig Kilometer lagen schon hinter uns, überschritten wir gerade eine Bahnlinie, als wir in größerer Entfernung die dunklen Rauchwolken eines heranfahrenden Zuges sahen. Sollten wir hier wirklich noch nicht gemeldet worden sein? Und tatsächlich, der Zug kam schnell näher. Zwei meiner Tiger scherten aus und bezogen neben dem Gleiskörper Feuerstellung. RRUMS, die Lok erhielt einen Volltreffer und ging in Flammen auf. Der Zug kam zum Stehen. Nun bot sich uns ein unfassbares Bild: Den Viehwaggons entquollen Hunderte von rumänischen Soldaten, die alle einem rettenden Wäldchen zustrebten, herrenlose Pferde galoppierten durcheinander, Waggons mit Fahrzeugen und Geräten wurden von uns in Brand geschossen. Wir waren auf den Transport einer rumänischen Division gestoßen. Es blieb jedoch keine Zeit, sich damit lange aufzuhalten. Wir hatten einen anderen Auftrag und mussten der I. Kompanie folgen, die uns nun schon viel weiter voraus war. Am Spätnachmittag wurde die Stadt Mezötur erreicht, das erste Zwischenziel unserer Kampfgruppe. Unserem weiteren Vordringen war vorläufig ein Ende gesetzt, da wir erst einmal auftanken mussten. Auf einem freien Feld igelte die Abteilung, das heißt, sie wurde kreisförmig so aufgestellt, dass wir uns nach allen Seiten verteidigten konnten. in die Mitte des Kreises nahmen wir die Räderfahrzeuge des Gefechtstrosses, es wurde aufgetankt und die Munition ergänzt. Mezötur selbst wurde von Truppen der XXIV. Panzerdivision gesäubert. Es entwickelten sich dabei Einzelkämpfe an mehreren Stellen des verhältnismäßig großen Ortes, während der Nacht auch mit russischen Einheiten, die angeblich südöstlich von Mezötur auf freier Strecke entladen worden waren. Der Divisionsführung war bekannt 8eworden, dass der Russe starke Kräfte von Debrecen abzog, um sie uns entgegen zu werfen. Wir hatten ab jetzt also auch mit Russen zu rechnen. Für den folgenden Tag machten wir uns auf allerhand gefasst…“

Die Schlacht bei Dettingen

„Je mehr der Krieg wirklicher Krieg, je mehr er eine Erledigung der Feindschaft, des Hasses, ein gegenseitiges Überwältigen wird, um so mehr vereinigt sich alle Tätigkeit in blutigem Kampf, und um so stärker tritt auch die Hauptschlacht hervor. Überall, wo ein großer, positiver, also in das Interesse des Gegners tief eingreifender Zweck das Ziel ist, bietet sich die Hauptschlacht als das natürlichste Mittel dar; sie ist darum auch das beste, wie wir in der Folge noch näher zeigen werden, und es bestraft sich in der Regel, wenn sie aus Scheu vor der großen Entscheidung umgangen worden ist. Der positive Zweck gehört dem Angreifenden, und so ist die Hauptschlacht auch vorzugsweise sein Mittel. Aber ohne die Begriffe von Angriff und Verteidigung hier näher bestimmen zu können, müssen wir doch sagen, daß selbst der Verteidiger in den meisten Fällen nur dies eine wirksame Mittel hat, um früh oder spät damit den Bedürfnissen seiner Lage zu entsprechen, seine Aufgaben zu lösen. Die Hauptschlacht ist der blutigste Weg der Lösung; zwar ist sie kein bloßes gegenseitiges Morden und ihre Wirkung mehr ein Totschlagen des feindlichen Mutes als der feindlichen Krieger, wie wir das im nächsten Kapitel näher betrachten wollen, allein immer ist Blut ihr Preis und Hinschlachten ihr Charakter wie ihr Name; davor schaudert der Mensch im Feldherrn zurück.“ (Carl von Clausewitz)

Anno 1743 wurde eine solche Hauptschlacht bei Dettingen geschlagen. Dort traf unser Feldhauptmann Georg August von Hannover mit seinen 38,000 Landsknechten auf 70,000 Gallier. Diese sollten dem abtrünnigen Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern beistehen, der damals unserer Kaiserin Maria Theresia die deutsche Krone streitig zu machen versuchte. Die Gallier gingen bei Dettingen über den Main und griffen unser Heer an. Doch unsere Landsknechte schlugen sie aus dem Feld und so mußte der gallische Monty Noailles den Rückzug antreten, den er über den Rhein fortsetzte. Sein Verlust betrug 4000 Mann, wogegen wir Deutschen 3000 Verwundete und Gefallene eingebüßt hatten. Einen Chronisten fand die Schlacht bei Dettingen in unserem Franz Adolf Schneidawind. „Die Schlacht von Dettingen mit ihren Vorgängen“ nannte er seine Chronik und daraus hört ihr vom Aufmarsch beider Heere am Main: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11254266

„Die kostbare Zeit, welche die Verbündeten verloren, diente Noailles, den größten Teil seines Heeres zu sammeln. Obschon ihm der Befehl, zwölf Bataillons und zehn Schwadronen nach Bayern zu senden, sehr ungelegen kam, und der französische Hof selbst glaubte, daß nach dieser Entsendung, die am 4. Juni von Wimpfen, wo sie sich gesammelt hatte, aufbrach, Noailles nur noch den Neckar zu verteidigen, nicht aber gegen den Main vorzurücken vermöge, beschloß der französische Feldherr, doch mit 64 Bataillonen und 70 Schwadronen, die ihm erübrigten, den Verbündeten kühn entgegenzurücken. Diese hatten bei Höchst zwei Brücken geschlagen, auf denen Engländer und Hannoveraner auf das linke Mainufer gingen. Um schnell seine Vereinigung mit dem General Dombes zu bewirken, führte Noailles feine Schlachthaufen am 4. und 5. bei Worms über den Rhein, wo sie zwischen Biblis und Klein-Hausen das lager bezogen. Dombes rückte seinem Marschall bis Storch entgegen; am 7. bezogen Beide ein Lager vor: Zwingenberg. Am 9. marschierte die französische Armee nach Pfungsstadt, wo sie am 10. verblieb, um die Ankunft von fünf Schwadronen und zehn Bataillonen, dann sieben Schwadronen, die mit General Berchini von Oppenheim kamen, zu erwarten. Die Österreicher waren am 9. den Engländern und Hannoveranern auf das linke Ufer des Mains gefolgt. Die Pragmatische Armee lagerte vor den Brücken. Die leichter Truppen streiften gegen Tribur und Groß-Gerau. Noailles wollte sich in Groß-Gerau nicht zuvorkommen lassen. Er sendete demnach am 10. Berchini mit vier Husarenschwadronen dahin. Am 11. um ein Uhr Nachts, folgte das ganze Heer in sechs Kolonnen; das schwere Geschütz blieb unter schirmender Bewachung zu Pfungsstadt. Noailles zog auf diesem Marsche unter Bedeckung dem Heere voran; er mußte erwarten, auf den Feind zu stoßen; seine Truppen waren zum Kampfe bereit. – Noailles wünschte sehr, daß es zur Schlacht kommen möchte. Als er Groß-Gerau erreichte, ohne einen Feind zu treffen, war er entschlossen, ihn in seinem Lager aufzusuchen. Bald jedoch verbreitete sich das Gerücht von dem Rückzuge der Verbündeten. Noailles zog mit einer Reiterschar gegen den Main; bald sah er die verlassene Lagerstätte der Verbündeten; seine Hoffnungen waren vereitelt. Wir wissen, daß die Briten und Hannoveraner schon am 3. Juni über den Main gingen, die Österreicher aber erst am 9. folgten. Lord Stair hatte, wie aus einem eigenhändigen Schreiben vom 12. an den österreichischen Feldmarschall Khevenhüller erhellt, bei dem Mainübergange nur den beschränkten Zweck, die Franzosen von einer Entsendung nach Bayern abzuhalten, und ihnen die Verpflegsmittel zu entziehen. Das Erstere war nicht mehr zu erreichen, und an Verpflegung konnte es den Franzosen bei freier Zufuhr auf dem Rheine und Neckar nie fehlen. Der Herzog von Ahremberg war dem Mainübergange, der bei so beschränktem Zwecke, auch von seinem Nutzen sein konnte, sehr entgegen, er achtete ihn für höchst gefährlich, und die Stellung für schlecht. Er öffnete Feine Ansichten dem Könige von Großbritannien, der aus England in Hannover eingetroffen war. Der König, da ihm von mehreren Seiten die Lage seines Heeres als sehr gefährlich geschildert ward, erließ an Lord Stair den Befehl, auf das rechte Ufer zurückzugehen. Um sich nicht ganz von den Verbündeten zu trennen, hatte sich endlich Ahremberg, auch zum Mainübergange entschlossen. Am 10. frühe wurde die pragmatische Armee zur Schlacht geordnet; aber Lord Stair hatte in der Verflossenen Nacht bereits den Befehl zum Rückzuge erhalten. Bis vier Uhr Nachmittags blieb die Armee in Erwartung des Feindes, der indessen, neun Stunden entfernt, zu Pfungsstadt lagerte, unter dem Gewehre. In der Nacht ging sie auf drei Schiffbrücken über den Main zurück. Die Verbündeten waren dem französischen Heere vollkommen gewachsen; aber immer wäre es für sie höchst gefährlich gewesen, die Schlacht, den Main hart im Rücken, zu wagen. Die verbündeten Generale hatten durch ihre Unentschlossenheit Nichts, was sie konnten, getan, Alles, was sie sollten, verfehlt. Noailles hatte Verstärkungen nach Bayern geschickt. Er stand ihm frei, sich mit gesamter Macht auf den nächsten und besten Wegen dahin zu wenden. Er war Meister des linken Mainufers. Die Verbündeten waren in die Verteidigung geworfen. Der Main war für sie nicht mehr frei. Bald zeigte sich Mangel, besonders an Rauchfutter. Der Herzog von Ahremberg wollte früher, daß Lord Stair mit dem Heere nach Aschaffenburg zöge. Jetzt wollte Stair dahin rücken, Ahremberg aber bei Höchst verbleiben. Als hierauf der Lord erklärte, daß er seine Reiterei, die bald auf 60 Schwadronen anwachsen würde, nicht zu Grunde gehen lassen könne, fügte sich der Herzog. Am 16. wurde der Marsch angetreten; die Österreicher bezogen das Lager bei Bornheim und so weiter. Am 18. wurde der Marsch fortgesetzt. Erst am 19. traf das Heer bei Klein-Welsheim, gegenüber von Seligenstadt, ein. In dem Lager von Dörningheim ließ es einige Brigaden lüneburgischer, hessischer und hannoveranischer Truppen zurück. Am 20. bezogen die Verbündeten ein Lager, daß sich von Kleinostheim, mit kleinen Zwischenräumen, bis über Aschaffenburg ausdehnte. Der König Georg II. von England, traf mit seinem jüngern königlichen Bruder, dem Herzoge von Cumberland, am 19. Juni in Aschaffenburg ein, und stieg in dem Schlosse ab. Er übernahm nun die: Befehligung seines Heeres…“

Willy Messerschmitt

Dafür daß unsere Ritter der Lüfte auch geeignete Schlachtrösser hatten, sorgte vor allem unser Willy Messerschmitt, der ihnen unsere Me 109 und unsere Me 262 gegeben hat. Die Me 109 war mit 35,000 gebauten Stück unser Hauptjäger im Sechsjährigen Krieg und mit 352 Abschüssen wurde unser Erich Hartmann mit der Me 109 zum Ass der Asse. Von der Me 262 wurden zwar nur 1400 Stück gebaut, aber deren Einsätze zeigten, was vom ersten Düsenjäger der Welt hätte erwartet werden dürfen. Der Douhetismus der Regierung wollte diesen mächtigen Jäger aber unbedingt zum Bomber machen, obwohl mit der Arado Ar 234 bereits ein Düsenbomber verfügbar war. Neben der Me 109 und der Me 262 hat unser Messerschmitt noch die Zerstörer Me 110 (5700 Stück), Me 210 (700 Stück) und Me 410 (1200 Stück), den Raketenjäger Me 163 (350 Stück) und den Frachtflieger Me 323 (200 Stück) gebaut. In „Die Ersten und die Letzten“ von unserem Fliegergeneral Adolf Galland nimmt nun die widersinnige Verwendung unserer Me 262 als Bomber bedenkliche Auswüchse an:

„Messerschmitt und ich versuchten verzweifelt, gegen diese Fehlentscheidung Sturm zu laufen. Die deutschen Jagdflieger besaßen ein Recht, dieses überlegene Jagdflugzeug für sich zu fordern. Das Bewusstsein, dieses Recht zur Geltung bringen zu müssen, gab uns vielleicht mehr noch als die nüchternen militärischen Überlegungen die Kraft, nichts unversucht zu lassen, Göring umzustimmen. Ich gewann auch den Eindruck, dass er innerlich selbst von der Richtigkeit meiner Argumente überzeugt war. Aber nach außen hin machte er Hitlers Entschluss ganz zu dem seinen. Er schloss: „Damit wir uns klar verstehen: Eine Debatte oder Diskussion über die grundsätzliche Frage ist nicht mehr denkbar.“ Die Jagdwaffe und die Reichsverteidigung, die in dem Düsenjäger die Rettung aus einer unhaltbaren Situation erblickt die ihn schon fest in Händen zu halten geglaubt hatten, mussten ihre Hoffnungen begraben. Die gesamte Erprobung, Ausbildung des Personals und Einsatzvorbereitung wurden dem General der Jagdflieger abgenommen und dem General der Kampfflieger übertragen. Während in den wenigen Wochen bis zum Beginn der Invasion Stadt um Stadt, Rüstungsfabriken, Verkehrsanlagen und Werke zur synthetischen Benzinerzeugung in der unzureichend geschützten Heimat zertrümmert wurden, versuchte der General der Kampfflieger, aus der Me 262 einen Bomber zu machen. Piloten mussten ausgebildet, der Bombenwurf erprobt, taktische Verfahren ermittelt und zahlreiche Änderungen am Flugzeug vorgenommen werden. Als die Invasion schließlich am 6. Juni 1944 begann, war nicht ein einziger von den Blitzbombern, die sie hatten abwehren sollen, einsatzbereit. Selbst in den folgenden Wochen, solange die Front im Invasionsraum noch hielt, kam es zu keinem Schnellstbombereinsatz. Die Düsenflugzeuge stellten erhöhte Anforderungen an Ausmaße, Bevorratung und Hilfsmittel der Flugbasen. Die Schaffung geeigneter Flugplätze und Startbahnen war daher in Übereinstimmung mit der geplanten Serienfertigung der Me 262 ins Auge gefasst worden. Meine Ansicht war, dass mit dem Ausbau von innen nach außen fortgeschritten werden müsse. Denn ich wollte die neuen Düsenjäger zunächst im Herzen der Heimat, über den Zentren der Rüstung einsetzen, um hier gleichzeitig mit dem so notwendigen Schutz technische und taktische Erfahrungen in unmittelbarem Kontakt mit dem Herstellerwerk zu sammeln. Mit wachsender Stärke sollte sich dann der Einsatzbereich ringförmig erweitern, um schließlich bis an die Fronten und über diese hinaus vorzudringen. Die Führung hatte gegenteilig entschieden. Da sie den „Blitzbomber“ mit seinem taktischen Aktionsradius von knapp 200 Kilometer zur Abwehr der Invasion einsetzen wollte, mussten die ersten Plätze möglichst nahe an der Front angelegt werden. Mit diesem verspäteten Ausbau West nach Ost, kam es schließlich so, dass die unter größtem Aufwand von Material und Arbeitskraft erstellten Startbahnen gerade immer erst dann kurz vor der Fertigstellung standen, wenn sie von den Alliierten eingenommen wurden. Auch hier wieder eine unselige Kette von Fehlern, deren einer immer den anderen nach sich zog. Im August 1944 endlich, als die Erfolgsmöglichkeiten durch den alliierten Vormarsch bereits verschwindend gering geworden waren, kamen die ersten Schnellstbombereinsätze gegen die alliierten Invasionsarmeen zustande. Es wurden dabei täglich ein paar Bomben irgendwo jenseits der Front auf feindliches Gebiet abgeworfen. Selten konnte man sagen, was, ob überhaupt und mit welchem Erfolg sie getroffen hatten. Wie anders sah das Bild aus, das Göring uns von dem Einsatz entworfen hatte, „so wie ihn sich der Führer denkt“! Es muss hier festgestellt werden, dass die Bomberführung und ihre Verbände die Me 262 anfangs nicht für sich gefordert hatten. Sie wurde ihnen zugewiesen mit dem Auftrag: „Erfüllt den Befehl des Führers.“ Der Düsenjäger also war zum Blitzbomber erklärt worden, jetzt machte man auch die Bomberverbände, die mit diesem Flugzeug ausgerüstet wurden, zu Zwittern, denn sie sollten als Blitzbomber wie auch als Jäger eingesetzt werden. Der Wahnsinn hatte wenigstens Methode. Die Jagdwaffe, die bisher gewissermaßen von der Hoffnung auf die Überlegenheit der Me 262 gelebt hatte, empfand diese Entscheidung als Schlag nicht nur gegen den gesunden Menschenverstand, sondern gegen sich selbst. Ich versuchte mit allen Mitteln und mit allen mir unwiderlegbar scheinenden Argumenten dagegen anzugehen. Ich legte Göring meine Überzeugung dar, dass man unter den jetzt so erschwerten Bedingungen des Luftkriegs Bomber nicht einfach zu Jägern machen könnte, dass nicht umgeschulte Bomberpiloten, sondern nur erfahrenste und bewährteste Jäger aus der Me 262 Erfolge herauszuholen in der Lage seien, dass die Bomberflugzeugführer auf ihrem Weg zum zeitweiligen Düsenjäger unmöglich den Propellerjäger überspringen könnten, dass sie im Luftraum weder genügend sehen, noch bei der großen Annäherungsgeschwindigkeit treffen, wenn überhaupt Feind und Freund auseinander halten könnten. Doch alles war vergebens. Mir wurde erwidert, die Bomber seien gewohnt, mit zwei Motoren zu fliegen, sie beherrschten im Gegensatz zu den Jägern den Blindflug, könnten schon aus Selbsterhaltungstrieb besser sehen als die Jäger, und das bisschen Schießen, das würden sie schnell lernen.“

König Adolf

Anno 1292 wurde unserer alter deutscher König Adolf zu Aachen gekrönt und so wollen wir Panzertiere heute seiner ein wenig gedenken. Der erste und (bisher) einzige deutsche Herrscher aus dem Hause Nassau regierte bis Anno 1298. Sein Ende fand er in der Schlacht von Göllheim, das Gottesurteil, das die Wahl des Habsburgers Albrechts des Ersten bestätigte. Seine Wahl verdankt unser König Adolf den Feinden Rudolfs des Ersten. Geboren wurde unser König Adolf um Anno 1250 und seit Anno 1277 Graf von Nassau, weshalb er bisweilen auch Adolf von Nassau genannt wird. Seine Wähler hatten sich allerdings schwer in ihm getäuscht. Denn unser König Adolf setzte die Bestrebungen zur Stärkung der Reichsgewalt fort. Namentlich die Einziehung des Herzogtums Thüringen als Reichslehen erboste sie ganz ungemein. Daher bissen sie dann doch in den sauren Apfel Habsburg und wählten Anno 1298 Albrecht von Österreich zum Gegenkönig. Hätte unser König Adolf bei Göllheim gesiegt, so wäre er womöglich einer unserer größten deutschen Herrscher geworden. Die nötige Tapferkeit dazu besaß er, wie seine Waffentaten in der Schlacht von Woringen Anno 1288 gezeigt haben. Zum Weib nahm unser König Adolf Imagina von Isenburg, mit der er acht Kinder zeugte. Einen Abriß der Regierung unseres König Adolfs finden wir – wie gewohnt – bei unserem Chronisten Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ und darin hört ihr nun von der Wahl und dem Vorleben unseres Nassauers: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Nach der Sitte der früheren Jahrhunderte wäre der Nächste zur deutschen Krone Rudolfs Sohn Albrecht, Herzog von Österreich, gewesen; denn so hatte der gesunde Sinn des deutschen Volkes es gewollt, daß ein Geschlecht aus dem Throne bleibe, so lange Erben in gerader Linie vorhanden seien; die Fürsten und Edeln selbst wollten einen Mächtigen zum Könige, der Schutz und Recht üben könne und in dessen Hause die Grundsatze und die Übung der Herrschaft einheimisch würden; die Wahl sollte nur die Bestätigung der Erbfolge und Wahrung des Rechtes zu einer neuen Wahl sein, wenn dieses Geschlecht aussterbe. Aber seit die großen Fürsten sich allein das Wahlrecht angemaßt hatten und nach dem Aussterben der Hohenstaufen in dem Kaiser mehr ein Werkzeug ihres Willens und ein« Quelle des Vorteils für sich sahen, war der Mächtige am wenigsten genehm. Gleichwohl machte Albrecht sich Hoffnung, da er seinen Schwager, den Pfalzgrafen Ludwig, für sich hatte und da auch der Erzbischof Gerhard von Mainz ihm seine Stimme versprach. Er zog daher mit einer starken Begleitung nach Hage na u, an die Grenze der Landgrafschaft Elsaß, in die Nähe des Wahlortes Frankfurt. Aber der schlaue Erzbischof hatte ihn nur einschläfern wollen ; es war gar nicht seine Absicht, den mächtigen Herzog von Österreich zum Kaiser zu erheben. Auch Albrechts anderer Schwager, der König Wenzel von Böhmen, der noch so eben vom König Rudolf die förmliche Bestätigung des Erzschenkenamtes und damit der Kurstimme erhalten hatte, war gegen Albrecht, weil er seit Kurzem mit ihm wegen der Aussteuer seiner Gemahlin Guta, Albrechts Schwester, im Streite war. Wenzel hatte auch den Markgrafen Otto von Brandenburg und den Herzog Albrecht von Sachsen auf seine Seite gebracht. Von den geistlichen Kurfürsten war jedenfalls der von Köln gegen Albrecht; der Trierer soll für ihn gewesen sein. Also war eine zwiespältige Wahl zu erwarten und Albrecht mochte den Vorsatz hegen, wenn sie einträte, die Gewalt der Waffen für die Erlangung des Königtums zu versuchen. Allein seine Erwartung schlug fehl; der Erzbischof Gerhard wußte es dahin zu bringen, daß, wie bei Rudolfs Wahl alle Wahlenden dem Pfalzgrafen Ludwig ihre Stimme übertragen hatten, so jetzt ihm die Wahl übertragen wurde, und als nunmehr der Wahltag, der 5. Mai 1292, herangekommen war, erklärte er, gewiß Vielen unerwartet, seinen Verwandten, den Grafen Adolf von Nassau, zum erwählten Könige der Deutschen; mit der Mehrzahl mochte er allerdings vorher einig gewesen sein. Und ehe irgend ein Widerspruch sich er heben konnte, stimmte er den ambrosianischen Lobgesang an, in welchen die in der Kirche versammelte Geistlichkeit sogleich einfiel. Der bejahrte Pfalzgraf Ludwig widersprach aus Friedensliebe nicht; ja, der abwesende Herzog Albrecht selbst kam, nachdem friedliche Unterhandlungen stattgefunden hatten, im November dieses Jahres mit Adolf in Hagenau zusammen, lieferte ihm die Reichsinsignien, die in seinen Händen waren, aus und empfing die Belehnung mit seinen Reichsländern. So ging Alles in Frieden ab und Adolfs Regierung schien einen glücklichen Ansang zu nehmen. Adolf war ein Fürst von sehr geringer Hausmacht; er besaß nur die halbe Grafschaft Nassau, südlich von der Lahn, mit Idstein und Weilburg; dazu war er Burgmann des Pfalzgrafen Ludwig zu Caub geworden, also dessen Dienstmann. Er war jetzt 37 Jahre alt, ein tapferer, ritterlicher Mann und wegen seiner persönlichen Eigenschaften wohl gelitten. Von seiner Tapferkeit hatte er bei manchen Gelegenheiten Proben abgelegt, unter Anderm bei einer Begebenheit, welche wir hier ein schalten wollen, da sie auch in die Geschichte des späteren Kaisers Heinrichs VII. eingreift. Im Jahre 1288 nämlich war eine große Fehde am Niederrhein wegen der limburgischen Erbschaft ausgebrochen, an welcher die meisten der dortigen Landherren Teil nahmen; und wenige Fehden des Mittelalters sind mit so zahlreichen Streitkräften und solcher Erbitterung geführt worden. Als Hauptstreiter standen aus der einen Seite der Herzog Johann von Brabant und der Graf Adolf von Berg, mit den Bürgern von Köln, die mit ihrem Bischofe Siegfried in Streit lagen, weil er zu Woringen, zwischen Köln und Neuß, einen Mautturm angelegt hatte , von welchem aus die Handel treibenden Bürger mit schweren Abgaben und Zöllen geplagt wurden. Aus der andern Seite war der Bischof Siegfried mit dem Grasen Reinald von Geldern und dem Grasen Heinrich von Lützelburg (Luxemburg), nebst dessen Brüdern Walram und Balduin. Aus Kriegslust war auch der Graf Adolf von Nassau in des Erzbischofs Reihen getreten und trug dessen Banner. Bei Woringen, welches der Herzog von Brabant belagerte, kam es am 5. Juni 1288 zu einer heißen und blutigen Schlacht. Mit der größten Tapferkeit wurde von beiden Seiten gestritten und der Erzbischof Siegfried selbst nahm im Panzer und Helme an dem Kampfe Teil. Die Chroniken der Zeit beschreiben umständlich die tapfern Taten, die da geschehen. Schon hatte die Schlacht fünf Stunden gedauert, schon wankten die Bürgerbanner vor dem streitbaren Erzbischofe und dem tapfern Grafen von Nassau; da eilte der Gras Adolf von Berg zur rechten Zeit mit seinem bergischen Fußvolke herbei, größtenteils Bauern, die der Haß gegen den Erzbischof ins Feld getrieben hatte und die ihre schweren, mit eisernen Spitzen beschlagenen, Keulen kräftig zu schwingen verstanden. Ein Weltgeistlicher, Walther Dodde wird er genannt, führte sie mit dem Rufe „Berge romerike“ (ruhmreiche Berger) in den Streit. Ihr Stoß gab den Ausschlag und ein vollständiger Sieg ward errungen. Graf Heinrich von Lützelburg fiel mit seinen beiden Brüdern, verwaiset blieb sein Sohn, der nachherige Kaiser Heinrich VII., mit zwei jüngeren Brüdern, zurück. Der Erzbischof Siegfried wehrte sich, bis der Schlag einer Streitart seinem Pferde den Nacken zerschmetterte; er mußte sich dem Grafen von Berg gefangen geben. Auch Reinald von Geldern und Adolf von Nassau wurden gefangen genommen. 400 Ritter und 1000 Edle bedeckten die Walstatt und allein in Köln trauerten 700 Witwen um die erschlagenen Männer. Als Adolf von Nassau vor den Herzog von Brabant geführt wurde, sprach dieser: „Wer bist du, tapferer Ritter, der mir heute so großen Schaden zugefügt hat?“ – „Ich bin Graf Adolf von Nassau, Herr eines nicht großen Landes; wer aber seid Ihr, als dessen Gefangener ich hier stehe?“ – „Ich bin der Herzog von Brabant, den du im Gewühle der Schlacht immer verfolgt hast.“ „Ich meine“, sprach Adolf, „daß ich fünf deiner Anführer erschlagen habe, und wundre mich, daß du meinem Schwerte entronnen bist.“ – Voll Bewunderung der Tapferkeit und des Freimutes des Ritters entließ der Herzog den Grafen Adolf aus der Gefangenschaft. Sehr übel aber er ging es dem Erzbischof Siegfried, der in die Hände seines geschworenen Feindes, des Grafen Adolf von Berg, gefallen war. Über ein Jahr lang lag er in Helm und Harnisch, das Schwert an der Seite, gefesselt im Kerker; wenn man ihm sein notdürftiges Essen reichte , so wurde der Helm losgebunden. Endlich löste er sich durch schwere Opfer und Abtretungen an den Grafen von Berg aus der Gefangenschaft…“

König Albrecht der Erste

Anno 1298 wurde Albrecht der Erste zum deutschen König gewählt. Er hätte eigentlich schon Anno 1292 seinem Vater Rudolf dem Ersten nachfolgen sollen, aber die Kurfürsten wählten lieber unseren Grafen Adolf von Nassau. Mit diesem wurden sie aber nicht glücklich und erklärten ihn für abgesetzt. Daher mußte unser König Albrecht seine Krone bei Göllheim auf der Walstatt gewinnen. Seine zehnjährige Regierung war ein schwankender Erfolg beschieden. Im holländischen Erbstreit konnte er sich gegen Johann von Avesnes nicht durchsetzen, wohl aber die Reichszölle den rheinischen Kurfürsten wieder entziehen. Böhmen gewann und verlor er wieder, weil sein Sohn Rudolf zu früh starb. Sein Verderben bescherte er sich gleichsam selbst. Denn er verweigerte seinem Neffen Johann von Schwaben die Herausgabe des väterlichen Erbes, ließ diesen aber dennoch unbekümmert in seine Gegenwart kommen. Daher war es für seinen Neffen ein Leichtes seine Ermordung ins Werk zu setzen… Zum Weibe nahm unser König Albrecht Anno 1276 Elisabeth von Görz, mit der er 20 Kinder zeugte. Sein Nachfolger wurde der Luxemburger Heinrich der Siebte. Einen Chronisten hat unser König Albrecht der Erste in unserem Alphons Mücke gefunden. „Albrecht I., Herzog von Österreich und römischer König“ nannte dieser seine Chronik und daraus hört hier von der Zollfehde unseres Habsburgers mit den Kurfürsten am Rhein: https://archive.org/details/albrechtiherzog00mcgoog

„Albrecht wusste wohl, dass der beginnende Kampf im Rheintale ausgefochten werden müsse, gerade da, wo seine Feinde den Sitz ihrer Macht hatten. Aber gerade darum war es nötig, sich dort Bundesgenossen zu erwerben. Und wer konnte dies anders sein, als die Rheinischen Städte, deren Handel durch die drückenden Zölle, deren Abschaffung Albrecht seit dem Hoftage von Nürnberg zu fordern nicht aufgehört, so gelitten hatte? Die Kurfürsten sollten auf alle seit 1250, dem Todesjahre Friedrichs II., des letzten rechtmäßigen Kaisers vor Rudolf I. in Albrechts Augen, eingerichteten Zölle verzichten. Rudolf I. hatte das Jahr 1246, in welchem Friedrich II. abgesetzt wurde, als das letzte Jahr gesetzmäßiger königlicher Regierung angenommen; sein Sohn aber schob im eigenen Interesse diesen Termin um vier Jahre hinaus, weil er weder weltlichen noch geistlichen Fürsten die Absetzbarkeit des Römischen Königs zuerkennen konnte. Die Kurfürsten hatten ihr am 14. Oktober 1300 zu Heimbach geschlossenes Bündnis nicht sonderlich geheim gehalten, und so kam es, dass Albrecht sofort davon Nachricht erhielt. Er ergriff danach seine Maßregeln. Schon am 20. Oktober 1300 schrieb er von Worms aus den Städten Oppenheim, Boppard, Wesel, Frankfurt, Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen, dass er Ulrich von Hanau zum Vogt ernannt habe. Nun folgten sich die Ereignisse, welche auf den Bruch zwischen dem Oberhaupte des Deutschen Reichs und den aufrührerischen Fürsten hinarbeiteten, Schlag auf Schlag. Am 6. Februar 1301 gestattete Albrecht zu Wetzlar den Kölnern, mit Versprechung seines Beistandes in Rat und Tat, sich gegen alle ungerechten Zölle, namentlich die in Lahnstein, Koblenz, Andernach, Bonn, Neuss und Berke zu wehren und sich an den Personen und Sachen der Erheber schadlos zu halten. Zwei Tage darauf entschied er zwischen Wichbold, Erzbischof von Köln, und Eberhard, Grafen von Mark, dass der Letztere die streitigen Höfe von Dortmund, Westhofen, Brakel und Elmenhorst besitzen solle. Damit war ein mächtiger Bundesgenosse gewonnen. Auch die Städte fingen nun an, gegen die Kurfürsten zusammenzutreten und Bündnisse zu schließen; so am 10. Februar 1301 Andernach und Koblenz, denen sich Wesel, Boppard und Bonn anschlossen. Dieser Bund erhielt später am 31. Dezember 1301 Albrechts Genehmigung. Dagegen versprach Erzbischof Gerhard von Mainz am 13. März 1301, er wollte, wenn das Reich erledigt werden sollte, bei der Wahl eines neuen Königs zu den Herzogen Johann und Albrecht von Sachsen stehen und sie in allen Ehren, Rechten und Vorteilen, die aus einer solchen Wahl sich ergeben könnten, fördern, wie sie ihn fördern sollten. Nun fing Albrecht an, mit den Städten sich direkt ins Einvernehmen zu setzen. Am 6. Mai schloss er zu Speyer mit dieser Stadt und Worms ein Bündnis zu Schutz und Trutz mit dem Versprechen, nicht ohne sie Frieden schließen zu wollen. Auch mit der Stadt Mainz trat er in ein freundschaftliches Verhältnis. Der stärkste Schlag gegen die Kurfürsten ward aber am 7. Mai 1301 geführt. An diesem Tage nämlich schrieb er den Städten Köln, Mainz, Trier, Worms, Speyer, Straßburg, Basel und Konstanz: einige Fürsten, Herren und Edle des Reichs, namentlich die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, hätten die alten Zölle über das Maß erhöht und außerdem noch neue in Bacharach, Lahnstein, Koblenz, Andernach, Bonn, Neuss, Rheinberg und Schmithausen erpresst. Er wolle den boshaften Umtrieben dieser Erzbischöfe und aller Andern ein Ziel setzen und habe darum alle den gedachten Fürsten seit 1250 von ihm oder seinem Vater verliehenen Zölle aufgehoben. Sie sollten dies bekannt machen und von nun an Widerstand gegen die Zollerheber an den genannten Orten leisten. An demselben Tage schickten zu Speyer Graf Dietrich von Kleve und die Bürger von Köln an den Papst Bonifacius eine Beschwerdeschrift über die Zollbedrückungen der Erzbischöfe. Doch hatte dies zunächst keinen Erfolg. Zum Lohn für dies mutige Auftreten Dietrichs von Kleve, der schon im August 1800 dem Könige gegen Johann von Hennegau die besten Dienste geleistet hatte, wurden ihm am 9. Mai die eigenen Zölle bestätigt. Am folgenden Tage schickte Albrecht sodann an sämtliche geistliche und weltliche Behörden Ostfrieslands ein Schreiben, worin er sie aufforderte, zur Aufrechterhaltung des auf dem Hoftage von Nürnberg angeordneten Landfriedens den Grafen von Kleve, Jülich, Berg und Mark, den Herren von Falkenburg und Kuke, sowie den Bürgern von Köln als von ihm bestellten Pflegern dieses Friedens zu gehorchen und ihnen auf Verlangen mit aller Macht beizustehen. Dies war die letzte entscheidende Maßregel, welche Albrecht auf diplomatischem Wege gegen seine Feinde unternahm. Am 21. Mai eröffnete er von Speyer aus den Feldzug gegen die Verschworenen, welche zur Verantwortung auf die ihnen übersandte Beschwerdeschrift nicht vor ihm erschienen waren. Er hatte für diesen höchst wahrscheinlichen Fall das Verfahren in Contumaciam schon angekündigt. In dem Masse nun, als Albrecht Fortschritte machte, suchten die Städte dies zur dauernden Sicherstellung ihrer durch die Kurfürsten schwer gefährdeten Handelsinteressen geltend zu machen. So trat am 28. September 1301 Seligenstadt als freie Reichsstadt dem Bunde der Städte Frankfurt, Friedberg; Gelnhausen und Wetzlar bei. Einen engern Bund schlossen außerdem noch die Städte Oberwesel und Boppard unter sich am 20. Dezember 1301. Zu dem Heere, mit welchem Albrecht Ende Mai von Speyer aufbrach, stießen noch Verstärkungen aus den untern Donaulanden. Der treue Ulrich von Waldsee zog seinem Herrn mit 100 Steirischen Rittern und 200 Österreichischen Schützen zu Hilfe. Auch der Erzbischof von Salzburg und der Bischof von Seckau sandten Hilfstruppen. Albrecht ging zunächst über den Rhein und eroberte das östlich von Speyer, aber südlich von Heidelberg gelegene Städtchen Wiesloch; denn den Pfalzgrafen Rudolf, welcher als Reichsrichter und in Aussicht genommener Nachfolger jedenfalls am gefährlichsten war, wollte er zuerst zur Unterwerfung zwingen. Dann zog er nordwärts vor Heidelberg, konnte aber trotz vieltägiger Belagerung diese Stadt nicht einnehmen. Darauf drang er im Juni über den Neckar nach Norden vor und eroberte Weinheim. Nach diesen Verlusten bat der Pfalzgraf Rudolf um Frieden, welchen er noch vor dem 20. Juli durch Abtretung von Lauingen an der Donau, Schwäbischwörth, Neuburg, Schwabach und Schongau auf dem linken Ufer des oberen Lech erkaufte…“