Die Schlacht von Tours und Poitiers

„Die Hauptschlacht ist um ihrer selbst willen da, um des Sieges willen, den sie geben soll, und der in ihr mit der höchsten Anstrengung gesucht wird. Hier an dieser Stelle, in dieser Stunde den Gegner zu überwinden, ist die Absicht, in welcher der ganze Kriegsplan mit allen seinen Fäden zusammenläuft, alle entfernte Hoffnungen und dunkle Vorstellungen von der Zukunft sich zusammenfinden; es tritt das Schicksal vor uns hin, um die Antwort auf die dreiste Frage zu geben. – Dies ist die Geistesspannung, nicht bloß des Feldherrn, sondern seines ganzen Heeres bis zum letzten Troßknecht hinab; freilich in abstufender Stärke, aber auch in sich abstufender Wichtigkeit. Zu allen Zeiten und nach der Natur der Dinge waren Hauptschlachten niemals unvorbereitete, unerwartete, blinde Dienstverrichtungen, sondern ein großartiger Akt, der aus der Masse der gewöhnlichen Tätigkeiten teils von selbst, teils nach der Absicht der Führer hinreichend hervortritt, um die Spannung aller Gemüter höher zu stimmen. Je höher aber diese Spannung auf den Ausgang ist, um so stärker muß die Wirkung desselben sein.“ (Carl von Clausewitz, „Vom Kriege“)

Anno 732 wird es auch so bei Tours und Poitiers gewesen sein. Denn hier schlug unser fränkischer Hausmeier den Arabersturm ab. Deren Monty Rahman fand auf der Walstatt den Tod und sein Heer entfloh in der folgenden Nacht. Für die Sarazenen änderte ihre Niederlage in Gallien wenig. Sie saßen weiterhin ungestört in Spanien und erst Karls des Hammers Enkel Karl der Große sollte sie dort bekriegen. Wir Deutschen kämpften bei Tours und Poitiers dagegen mal wieder um unser Dasein. Denn ob unser Frankenreich eine schwere Niederlage überstanden haben würde muß bezweifelt werden. Unser Westgotenreich hat sich von seiner Niederlage Anno 711 am Fluß Guadalete nicht wieder erholen können und keine zweite Feldschlacht gegen die Sarazenen zustande gebracht… Wie stark beide Heere waren, wissen wir nicht. Die Mönche übertreiben aber, wenn sie sie uns von 370,000 erschlagenen Sarazenen berichten. Vernichtet wurde das Heer der Sarazenen in der Schlacht von Tours und Poitiers nicht, sondern flüchtete nach dem Tod seines Montys Rahman. Karl der Hammer rechnete eigentlich mit einer Erneuerung des Kampfes und vermutete daher einen Hinterhalt der Sarazenen als er deren Feldlager am nächsten Morgen verlassen fand. Bei den Sarazenen muß man da ja immer auf der Hut sein, da diese oftmals solche Schliche versuchen. Man denke hier an die Schlacht bei Kroton Anno 982… Bevor Karl der Hammer die Sarazenen bei Tours und Poitiers schlagen konnte, mußte er zuerst einmal das Frankenreich erneuern und ordnen und so begeben wir uns bei unserem Chronisten Theodor Breysig („Jahrbücher des fränkischen Reiches. 714 – 741“) mit unserem Hausmeier nach Bayern: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10800605_00001.html

„Karl war im Jahre 728 zum zweiten Male in Bayern und hatte daselbst zu kämpfen; über die Veranlassung des Heereszuges sowie dessen Folgen liegen keine sicheren Nachrichten vor. Es scheint, daß Herzog Grimoald nicht die ihm im Jahre 729 auferlegten Bedingungen im Verhältnis; zu Hukbert gehalten habe, Karl aber diesem zu Hilfe gezogen sei und Grimoald zur Ruhe gezwungen habe. Erst im folgenden Jahre 729 fiel letzterer durch Meuchelmörder, so daß seitdem Hukbert der alleinige Herzog Bayerns wird. Da die Zustände dieses Landes seit 728 so geordnet blieben, daß bis zum Tode Karls 741 kein neuer Kriegszug dahin nötig war, so ist es klar, daß Karl an dem Herzoge einen ergebenen Klienten hatte und die Verhältnisse des Herzogs zu dem fränkischen Könige und Majordomus einen festen Abschluß bei der letzten Anwesenheit Karls in Bayern erhalten haben. Zu dieser Zeit mag es geschehen sein, daß die rechtlichen Verhältnisse des Herzogs zu dem merowingischen Könige durch einen Zusatz zu dem alten bayrischen Gesetze genauer bestimmt wurden, daß in ihnen eine größere Unterordnung des Herzogs unter den fränkischen König ihren Ausdruck fand. Während nämlich in den andern Teilen des Gesetzbuches der König nur zweimal erwähnt wird, geschieht dies häufiger in den beiden ersten Titeln, ja es behandelt ein Abschnitt sogar ausdrücklich die Abhängigkeit der bayrischen Herzöge von den fränkischen Königen. Nach diesem Zusatze hat der König das Recht, den Heerbann aufzubieten, den Verbrechern im Heere das Leben zu schenken, den Befehl zu geben, einen Menschen zu töten, sowie es der Herzog selbst im Lande hat. Der König schützt den Herzog gegen dessen Söhne, wenn sie ihn der Regierung berauben wollen, er aber weder blind noch taub ist und den Befehlen des Königs in allen Verhältnissen nachkommen kann. Wenn der rebellische Sohn der einzige überlebende Erbe ist, so steht es in des Königs Macht, die Erbschaft, wem er will, zu schenken. Wenn aber der regierende Herzog die Beschlüsse des Königs nicht befolgt, so soll er des Geschenkes, das ihm mit der Würde des Herzogtums gegeben worden ist, verlustig gehen, er soll wissen, daß er verdammt sei und die Kraft des Heils ihm verloren gehe. Da nach diesen Zusätzen der König und Herzog dieselben Rechte haben, der Herzog aber doch nur der Stellvertreter der höheren königlichen Gewalt ist, wenn er auch nach den ältesten Bestimmungen des Gesetzes aus der Familie der Agilolfinger stammen muß und das Volk bei seiner Wahl beteiligt ist, indem der fränkische König den Herzog zu bestätigen hat; so ist die Verwandelung des im alten Gesetz für einen Anschlag auf des Herzogs Leben oder seine Ermordung fest gesetzten Wehrgeldes in Todesstrafe und Güterkonfiskation dahin zu erklären, daß in der Person des Herzogs der Stellvertreter des Königs beim Volke in ein höheres Ansehen gesetzt werden sollte. Wenn schon die Angelegenheiten Bayerns durch die spärlichen Nachrichten sehr dunkel blieben, so sind die Darstellungen der alamannischen und sächsischen Verhältnisse in den Jahren 725-730 gänzlich auf Vermutungen verwiesen. Der Herzog Lanfrid zeigt durch die von ihm mit Genehmigung seiner Großen und des gesamten Volkes unternommene Gesetzesrevision, daß er eine ganz unabhängige Stellung von dem Frankenreiche einnahm; denn bisher hatten die Könige der Franken die Gesetze der Alamannen aufschreiben und revidieren lassen. Die Veränderungen aber, die von Lanfrid gemacht werden, beziehen sich keineswegs auf eine selbständige Stellung gegen den fränkischen Fürsten, sondern zeigen alle nur einen der Geistlichkeit sehr günstigen Sinn; denn es werden die Vergehen gegen die Sicherheit der Personen und Sachen, die der Kirche gehören, mit strengen Strafen belegt, oder sie fügen zu der weltlichen Strafe noch die kirchliche hinzu; sie dehnen das Eheverbot auf die Verheiratung mit der Tochter der Schwester aus, sie erklären für unstrafbar, in seinem Hause und in der Kirche Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Ob Lanfrid diese Veränderungen gemacht habe, um sich in der Geistlichkeit eine Partei gegen diejenigen Alamannen zu gewinnen, welche mit den Aufständischen gegen die Franken nicht einverstanden waren, ob er dadurch beabsichtigte, die alten Standesunterschiede des Volkes wiederherzustellen, sind nur vage Vermutungen. Wann aber Lanfrid diesen Schritt zur Lösung des bestehenden Rechtsverbandes zwischen seinem Herzogtume und dem Frankenreiche getan hat, läßt sich mit einiger Sicherheit feststellen. Da Karl mit seinem Heerbann 725 und 728 durch Alamannien nach Bayern zog, so ist es sicher, daß unter solchen Verhältnissen der Abfall nicht gewagt werden konnte; eine passendere Zeit war das Jahr 729, in welchem Karl einen Heereszug gegen die Sachsen zu unternehmen beschloß und ihn vorbereitete. Der Sachsenkrieg wird aber nicht begonnen, dagegen zieht Karl im Jahre 730 gegen Lanfrid; demnach ist es sehr wahrscheinlich, daß der im Jahre 729 beginnende Abfall des Alamannenherzogs den Majordomus bewogen habe, den Sachsenkrieg aufzugeben, und seine Macht im folgenden Jahre gegen den Südosten zu wenden. Lanfrid stirbt im Jahre 730 eines natürlichen Todes. Der Kampf scheint durch diesen Todesfall beendigt zu sein; Karl ließ die Veränderungen im Gesetze bestehen, verwarf also nicht, was die Großen des Reichs mit Lanfrid unternommen hatten, wozu das Volk seine Beistimmung gegeben hatte; es ist wahrscheinlich, daß er mehr mit der persönlichen Haltung des Herzogs als mit dem Verhalten des alamannischen Volkes unzufrieden gewesen sei. Welche Einwirkung Karl auf die Nachfolger gehabt, wird nicht überliefert; es ist ja überhaupt unbekannt, nach welchem Rechte, ob durch Erbschaft, ob durch Wahl die alamannischen Herzoge einander gefolgt seiend) Die Verhältnisse des Jahres 730 machen es wahrscheinlich, daß der Bruder Lanfrids, Theutbald, die Regierung übernommen habe, nachdem er Karl Gehorsam gelobt hatte. Feindseligkeiten gegen Karls Schützlinge büßte Theutbald etwa im Jahre 732 mit seiner Vertreibung. Erst nach dem Tode Karls 741 kehrt er zurück und beginnt vom Elsaß aus einen Aufstand. Alamannien wird aber von Karl selbst im Jahre 741 seinem Sohne Karlmann als den ihm zufallenden Reichsteil zugeteilt, und daraus ist mit Sicherheit zu entnehmen, daß in den letzten Jahren Karl Martells, etwa seit der Vertreibung Theutbalds, Alamannien in enger Abhängigkeit zu dem fränkischen Reiche gestanden habe. Es fehlte seitdem nur noch die strengere Abhängigkeit Burgunds und Aquitaniens, um die Macht des merowingischen Reiches zu den Zeiten seiner Blüte wiedergewonnen zu haben, und Karl wurde durch die Verwickelungen beider Länder mit den Sarazenen in ihre Verhältnisse derart hineingezogen, daß es ihm gelang, aus ihrem Schutzherrn ihr unmittelbarer Herr zu werden…“

Angelika Kauffmann

Anno 1741 wurde unsere große deutsche Malerin Angelika Kauffmann in Chur geboren. Klassizismus nennt sich ihre Kunstrichtung und diese besteht in der Anlehnung an das griechisch-römische Altertum. Passend dazu malte unsere Angelika Kauffmann auch zahlreiche Sagen und Geschichten aus klassischer Zeit. Daneben vielfach sich selbst und ihre Zeitgenossen. Ihr Leben bestand aus Reisen und längeren Aufenthalten in England und Italien, wo sie sich in Rom niederließ. Eine kleine Werkschau soll unsere Künstlerin ehren. So wie weiland unsere Minnesänger durch die Lande zogen, so zog unsere Angelika Kauffmann als Malerin durch Lande. In unserem Kunstgelehrten Eduard Engels („Angelika Kauffmann“) fand sie einen Chronisten ihrer Werke und ihres Wandels: https://archive.org/details/bub_gb_DI05AAAAMAAJ

„In den bittersten Schriften und Zeitungen wird der persönliche Charakter des Königs stets geschont. Wahre Tugend erzwingt unwillkürliche Ehrfurcht. Auch ist Georg III. nur in Sankt James König, er erübrigt sich Zeit für den häuslichen Genuß des Lebens. In der Königin Palast ist er Freund und Beschützer der Wissenschaften und Künste, liebevoller Vater und zärtlicher Gatte. Man besucht das Heim dieses Paares mit dem lebhaftesten Vergnügen. Unten wohnt der König, im zweiten Stock die Königin. Hier fehlt der Raum für den Haufen Müßiggänger, welcher sonst in den Schlössern der Könige wimmelt. Außer der königlichen Familie ist nur für wenige Bediente Platz. Man glaubt in dem Hause eines weisen, begüterten Privatmannes zu sein; was vielleicht den Besitzer verrät, sind die herrlichsten Werke der Kunst, welche man aus allen Schlössern hier versammelt und zum täglichen Genuß auf gestellt hat. – In dem Leben der Könige spiegelt und gipfelt sich das Leben der Bürger. In England war die Idee des modernen Staates schon durchgeführt zu einer Zeit, als auf dem Kontinent die Gewitterwolken der Revolutionszeit noch kaum zu brauen begannen. hier hatte sich auf der Grundlage bürgerlicher Ordnung und Sicherheit am frühesten der Sinn für festes und trauliches Familienleben entwickelt. Während das Rokoko in Frankreich und dem übrigen Europa ein mehr oder minder graziöses Fest der Frivolität auf führte, trat es in England als eine Art Stillleben auf: voller Ruhe und in tiefer Freundschaft zur Natur, nicht kokett, nicht witzig, sondern gefühlvoll, empfindsam, lyrisch. Die französischen Künstler stellen eine erträumte Welt von Göttern und Hirten dar, wie sie nur in der Liebhaberei der vornehmen Gesellschaft existieren; der englische Maler hält sich an das, was ihm wirklich vor Augen steht, an seine Menschen, seine Landschaft, seine Landessitten. Er gibt als Genremaler wie auf den damals so außerordentlich beliebten Farbstichen sein liebes England wieder: Den Farmer mit Haus und Hof, Familie und Gesinde, den Landedelmann, der auf der Jagd mit seinen Hunden daher geritten kommt oder vor der Schenke hält, um eine Erfrischung zu nehmen, die jungen Leute beiderlei Geschlechts, die in einem Kahn über den See gefahren kommen oder im Schatten des Waldes beim Picknick lagern – alles wohlgemerkt durchaus real, nicht imaginär, nicht im Verein mit antiken Gottheiten oder geschnörkelten Landschaften im Gartenstil Lenotres. Natürlich kann das achtzehnte Jahrhundert, als das Jahrhundert der Frau, auch in England nicht umhin, die weibliche Schönheit und ein schäferliches Liebesleben mehr als alles zu verherrlichen. Die englische Frau, die ja auch heute noch zu den schönsten Europas zählt, muß damals aber auch in einer ganz unvergleichlichen Blüte gestanden sein. Zart und fein, weich und sanft, elegant, schlank und schmiegsam und doch gesund und kräftig, so erscheinen auf den Kupferstichen nicht nur die Damen der Gesellschaft, sondern auch die kleinen Krämerinnen und Frauen vom Lande. Die Fürstin Daschkow hat einmal geäußert, der allmächtige Gott müsse stolz sein, wenn er sich sage: ich habe die englische Frau geschaffen mit ihren schönen Formen und ihrem Teint wie Milch und Blut. Im höchsten Grade bemerkenswert ist übrigens die Tatsache, daß die englischen Künstler bei aller Verliebtheit ihrer Schöpfungen niemals auf die französische Art der Behandlung des Nackten und lasziver Gegenstände eingegangen sind. Der französische Künstler, sagt J. v. Falke, stellt die lasziven Vorwürfe, allerdings mit französischer Feinheit und Anmut, aber mit Behagen dar. Arbeiten dieser Art verschmäht die englische Kunst durchaus. Man kann nicht sagen, daß die englische Gesellschaft damals moralischer war, reiner, sittlicher, als die gleichzeitige Frankreichs; aber die englische Kunst sucht nichts darin und die Gesellschaft erlaubt ihr nicht, damit in die Öffentlichkeit zu treten. Wird das Laster dargestellt, so geschieht es satirisch und in erzieherischer, moralisierender Absicht. Damit ist ein durchgreifender Charakterzug der Zeit und des Landes berührt: ihre auch in der Literatur gleichzeitig hervortretende Bevorzugung des Intellektuellen. Nicht Schönheit der Formen und physisch-sinnlichen Reiz, sondern geistigen Ausdruck streben die Künstler vorzugsweise an. Der Maler stelle die Wirklichkeit des menschlichen Inneren dar, lehrte Shastesbury. Und was die Nachahmung der Antike betrifft, die Winckelmann als das einzige Rettungsmittel pries, so meinte David Young: Nicht Nachahmung der Alten, sondern Nacheiferung sei unsere Losung; je weniger wir die Alten kopieren, um so ähnlicher sind wir ihnen; nicht nach Homer, sondern wie Homer gilt es zu schaffen…“

Kaiser Heinrich der Dritte

Unser alter deutscher Kaiser Heinrich der Dritte wurde Anno 1017 geboren. Anno 1039 folgte er seinem Vater Konrad II. nach und regierte unser altes deutsches Reich bis Anno 1056. Seine Herrschaft war im Reich unangefochten. Den Ungarn schlug er in mehreren Feldzügen aufs Haupt und zog nach Italien. Unser salisches Kaiserhaus befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht und unser altes deutsches Reich erblühte in seinem ungetrübten Glanz. Unserem deutschen Mittelalter fehlte ohne den Minnesang wirklich etwas. https://www.youtube.com/watch?v=3PQaZTMx7Ig Und daher tue ich es der Karo gleich und suche mir zur Feier des Geburtstages von unserem Kaiser Heinrich den Dritten auch ein schönes Stück von unserem Walter von der Vogelweide aus. Und zwar ein Spottlied Walters auf die Paffen:

„Herr Opferstock, berichtet, hat euch der Papst gesendet,

Daß ihr ihn selbst bereichert, uns Arme aber pfändet?

Fließt ihm in vollem Strome das Gold zum Lateran,

Macht er ein Gaunerstückchen, wie er schon oft getan:

Er lamentiert, es müsse das Reich auf Hilfe harren,

Bis neuen Zins abladen des kleinsten Dorfes Pfarren.

Doch fließt vom Silber, fürcht ich, nicht viel ins heilge Land,

Denn nie pflegt zu verteilen den Raub des Pfaffen Hand;

Ihr seid zu unserm Schaden, Herr Opferstock, gesandt –

Ihr sucht hier Törinnen und Narren.“

Mit der hohen Geistlichkeit sollten unsere Salier ja noch ihre liebe Mühe haben. Kaiser Heinrich III. weniger, aber seinen Sohn Heinrich IV. beutelte der Streit mit dem Papsttum gar sehr. Die tückischen Pfaffen verstanden es nämlich mal wieder die innere Zwietracht in unserem alten Reich für ihre finsteren Zwecke auszunützen… Bei unserem Chronisten Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) ordnet unser Kaiser Heinrich der Dritte nun noch die verworrenen Verhältnisse in Rom: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Es würde Unrecht sein, den Verfall der Kirchenzucht in so früher Zeit und in solchem Maße anzunehmen; so früher Zeit und in solchem Maße anzunehmen, wenn nicht unwiderlegliche Zeugnisse von Päpsten, hohen Geistlichen und frommen Männern auf das Bestimmteste darüber redeten. Ein Grundübel war dabei dieses, daß fast alle geistlichen Stellen, von den höchsten bis zu den niedrigsten, für Geld käuflich waren, besonders in Italien, und daß dadurch so viele unwürdige Menschen auf hohe geistliche Stellen kamen. Auch der Kaiser Konrad war von diesem Mißbrauche nicht freizusprechen, indem er die Bistümer oft gegen reiche Geschenke vergab, um seine geringe Hausmacht auch auf diese Weise zu erhöhen. Es war kein eigentliches Verkaufen, sondern nur die Fortsetzung der alten Sitte, nach welcher Fürsten und Edle, welche zur Belehnung oder mit sonstigen Anliegen am königlichen Hofe erschienen, mit reichen Geschenken zu kommen pflegten, und so nun auch die geistlichen Würdenträger, wenn sie die Belehnung ihrer Güter mit Stab und Ring empfingen. Aber es artete doch oft in einen Handel aus; und wie der Kaiser, so machten es auch die Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte mit den ihnen untergebenen Geistlichen; und wo, wie häufig in Italien, die Großen oder die Gemeinden das Recht der Wahl hatten, da geschah der Handel oft in schamloser Weise. Ja, in Rom selbst kamen diese Übel im großen Maßstabe zum Vorschein, wo die Parteien der mächtigen Großen um das Vorrecht stritten, den päpstlichen Stuhl zu besetzen, wie um diese Zeit besonders die Grafen von Tusculum dieses Recht übten. Wie konnte dabei die Ehrfurcht vor dem päpstlichen Stuhle und die Ausübung des Oberrichteramtes, welches diejenigen, welche die Ordnung der Kirche wünschten, dem Papste so gern beilegen wollten, bestehen? Das Übel war in Rom auf seine höchste Spitze gestiegen, als drei Päpste zu gleicher Zeit sich um den Stuhl Petri stritten. Der Graf Alberich von Tusculum hatte es im Jahre 1033 durch Bestechung einflußreicher Männer und durch Geldverteilung an das römische Volk dahin gebracht, daß sein Sohn Theophylactus, der noch ein Knabe und nicht einmal geweiht war, zum Papste gewählt wurde. Er nahm den Namen Benedikt IX. an, machte sich aber bald durch sein sittenloses Leben verhaßt und verachtet. Gegen ihn erhob das römische Volk, durch große Geschenke bestochen, 1044 den Erzpriester Johannes zum Papste unter dem Namen Gregor VI., und gegen beide wieder wußte der Graf Gerard de Saro mit seiner Partei den Bischof Johann von Sabina als Sylvester III. auf den päpstlichen Stuhl zu erheben. Solchen Unfug konnte der König Heinrich, der eine gründliche Hilfe für die Kirche nur von Rom aus erwartete, nicht länger ruhig ansehen; als die Stimme vieler frommen Bischöfe und Geistlichen ihn um Hilfe anrief, säumte er nicht und zog im Jahre 1046 nach Italien. Zu Sutri hielt er eine große Kirchenversammlung, um der Spaltung des kirchlichen Regiments ein Ende zu machen. Der Papst Gregor VI. erschien selbst, die beiden andern Päpste nicht. Zuerst wurde über Sylvester III. Gericht gehalten; die Synode sprach über ihn, als einen durch Parteigewalt unrechtmäßig Eingedrungenen, das Urteil der Entsetzung und der Einsperrung in ein Kloster. Benedikt IX. hatte schon selbst, in der Schwäche seines Charakters und dem Bewußtsein, sich nicht behaupten zu können, früher sein Amt zu Gunsten Gregors niedergelegt und sich aus sein Landgut zurückgezogen. Mit dem anwesenden Gregor VI, ging man den Weg, daß er selbst die Unrechtmäßigkeit seiner Erhebung durch Bestechung des Volkes einsehen und seine Würde niederlegen möge; der redliche Mann ging daraus ein, stieg vom päpstlichen Stuhle herab und begab sich, auf des Kaisers Befehl, um Unruhen zu verhüten, nach Deutschland. Mt ihm zog ein Mann, der bald in der Geschichte einen der ersten Plätze einnehmen und die wichtigsten Veränderungen einleiten sollte, der Benediktinermönch Hildebrand, ein Schüler und Freund Gregors, der nachherige Papst Gregor VII., von dem unsere Geschichte zu seiner Zeit noch viel zu berichten haben wird. Der Kaiser aber ging nach Rom zu einer neuen Papstwahl. In einer großen Versammlung der Bischöfe, der Großen, des Adels und des Volkes verkündigte er die Erledigung des päpstlichen Stuhles und stellte ihnen die Wahl eines neuen Papstes frei. „Obgleich“, sprach er, „Ihr Römer bis jetzt töricht und mit leichtsinniger Willkür gehandelt habt, so soll dennoch nach alter Sitte die Wahl in Eurer Hand sein.“ Allein Alle antworteten: „In Gegenwart des Kaisers haben wir kein Recht zu wählen, und wenn dieser nicht gegenwärtig ist, so vertritt doch sein Patrizier seine Stelle. Wir haben gefehlt, und da unsere Wahl Unwürdige getroffen hat, so ist es jetzt Eure Sache, die Kirche der Apostel wieder einzurichten.“ Daraus wurde von Geistlichen, Senatoren und dem Volke beschlossen, dem König Heinrich und seinen Nachfolgern die Patrizierwürde zu übertragen, wie einst Karl dem Großen. Heinrich wurde mit einem grünen Gewande bekleidet, der Patrizierring wurde ihm an den Finger gesteckt und ein goldener Reis aus den Kopf gesetzt. Dann baten Alle, er möge nach seiner Weisheit solche Päpste wählen, durch welche die Krankheit der Kirche geheilt werden könne, und schwuren ihm, „nie ohne seine Erlaubnis die Wahl eines Papstes vorzunehmen.“ Der König aber sah sich nach einem würdigen Manne für die höchste geistliche Würde der Christenheit um, und da in Rom kein tauglicher Geistlicher gesunden wurde, der nicht entweder verheiratet oder durch Simonie besteckt gewesen wäre, so wählte er einen Deutschen, den Bischof Suidger von Bamberg, der auch, obgleich mit vielem Widerstreben, unter dem Namen Clemens II. die Würde annehmen mußte…“

Die Befreiung von Metz und die Aufgabe der gallischen Rheinarmee

Bevor man Dummheiten macht, sollte man bedenken, daß es manchmal ziemlich lange dauern kann, bis diese wieder behoben sind. So erging es unserem Ritter Franz von Sickingen, der zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts unsere alte Reichsstadt Metz für den Gallierkönig Franz I. erobert hat. Selbige blieb dann über 350 Jahre den Händen der Gallier. Moltke der Ältere, Prinz Friedrich Karl von Preußen und Feldmarschall Edwin von Manteuffel eroberten Metz Anno 1870 endlich zurück. Und als kleines Trostpflaster mußte sich mit der Festung auch die gallische Rheinarmee ergeben, die mit 200,000 Kriegsknechten ein Großteil der feindlichen Kriegsmacht bildete. Die Kriegsbeute betrug 56 Feldzeichen, 1500 Feldschlangen und 260,000 Feuerwaffen. Damit trugen die blutigen Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour, Gravelotte und Noisseville doch noch reiche Früchte und zuvor wurde schon bei Sedan eine reiche Ernte eingefahren. Um seine eingeschlossene Rheinarmee zu retten, hatte der gallische Herrscher Napoleon III. hastig ein Entsatzheer zusammengebracht und wurde mit diesem auf dem Marsch gestellt und ebenfalls umzingelt und zur Aufgabe gezwungen. Bei unserem Chronisten Colmar von der Goltz („Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“) verkündet unser Prinz Friedrich Karl nun noch die Einnahme von Metz in einem Armeebefehl: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt

„Dieser Aufschub wurde gleichfalls bewilligt und die nähere Bestimmung für den Ausmarsch in die Beilage des Protokolls aufgenommen. Um zehn Uhr Abends am 27. fand die Unterzeichnung des Protokolls statt. Nach Rückkehr des General von Stiehle in das Hauptquartier Corny wurde alsdann folgende Depesche an des Königs Majestät befördert: „Corny, den 27. Oktober, elf Uhr Abends. Heute Abend zehn Uhr im Schlosse Frescaty Kapitulation durch General von Stiehle abgeschlossen. Am 29. werden 173,000 Mann mit drei Marschällen und über 6000 Offizieren kriegsgefangen und Forts wie Festung Metz von uns besetzt. – gezeichnet Friedrich Carl.“ Die Aufgabe der Zernierungsarmee war erfüllt. Ein Heer, so stark wie dieses, hatte bis dahin noch niemals das Gewehr gestreckt. Die blutigen Tage des August, die Schlacht von Noisseville und das standhafte Ausharren vor der Festung trotz aller Schwierigkeiten und Gefahren trugen jetzt ihre Früchte. Die Trophäen, welche am 14., 16. und 18. August den siegreichen Truppen entgangen waren,– da es dem Feinde gelang, nach seiner Niederlage sich durch kurze Märsche der Verfolgung zu entziehen und den Schutz der Festungswerke zu erreichen – fielen jetzt der Zernierungsarmee in die Hand. Prinz Friedrich Carl richtete an diese nunmehr folgenden Armeebefehl: „Soldaten der I. und II. Armee! Ihr habt Schlachten geschlagen und den von Euch besiegten Feind in Metz 70 Tage umschlossen, 70 lange Tage, von denen aber die meisten Eurer Regimenter an Ruhm und Ehre reicher, keiner sie daran ärmer machte! Keinen Ausweg ließet Ihr dem tapferen Feind, bis er die Waffen strecken würde! Heute endlich hat diese Armee von noch voll 173,000 Mann, die beste Frankreichs, über fünf ganze Armeekorps, darunter die Kaisergarde, mit drei Marschällen von Frankreich, mit über 50 Generalen und über 6000 Offizieren kapituliert und mit ihr Metz, das niemals zuvor genommen.“ Mit diesem Bollwerk, das wir Deutschland zurückgeben, sind unermeßliche Vorräte an Kanonen, Waffen und Kriegsgerät dem Sieger zugefallen. Diesen blutigen Lorbeer, Ihr habt ihn gebrochen durch Eure Tapferkeit in der zweitägigen Schlacht bei Noisseville und in den Gefechten um Metz, die zahlreicher sind, als die es rings umgeben den Örtlichkeiten, nach denen Ihr diese Kämpfe benennt.“ Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an, aber. nicht sie allein. Beinahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Gleichmut, die Freudigkeit, die Hingebung im Ertragen von Beschwerden allerlei Art. Das kennzeichnet den guten Soldaten. Vorbereitet wurde der heutige, große und denkwürdige Erfolg durch die Schlachten, die wir schlugen, ehe wir Metz einschlossen, und – erinnern wir uns dessen in Dankbarkeit – durch den König selbst, durch die mit Ihm abmarschierten Korps und durch alle diejenigen Kameraden, die den Tod am Schlachtfelde starben, oder ihn sich durch hier geholte Leiden zugezogen. Dies ermöglichte erst das große Werk, das Ihr heute mit Gott vollendet sehet, nämlich daß Frankreichs Macht gebrochen ist. Die Tragweite des heutigen Ereignisses ist unberechenbar. Ihr aber, Soldaten, die zu diesem Ende unter meinen Befehlen vor Metz vereinigt waret, Ihr geht nächstens verschiedenen Bestimmungen entgegen. Mein Lebewohl also den Generalen, Offizieren und Soldaten der I. Armee und der Division Kummer und ein „Glückauf“ zu ferneren Erfolgen.“ Allgemein hatte bei der Kapitulation die große Ziffer der Kriegsgefangenen überrascht. Der Feind erwies sich numerisch stärker, als wie man jemals geglaubt hatte. Die gesamte Armee vor Metz zählte laut Stärkenachweis vom 27. Oktober an Kombattanten incl. der Offiziere, der Artilleriebedienung, der Pioniere, nur: 4050 Offiziere, 167,338 Mann, 642 Geschütze. Die höheren Stäbe und Trainsoldaten sind nicht in die Berechnung gezogen. Ebenso ist hier selbstredend das vor Thionville stehende Detaschement nicht eingerechnet. Bei der hessischen Division und der II. Kavalleriebrigade fehlen in den betreffenden, dem Oberkommando eingereichten Nachweisungen die Offiziere. Sie sind in der oben gegebenen Ziffer 4050 jedoch nach Schätzung in runder Summe eingerechnet worden….“

Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau

„Ich habe Ihnen, mein edler Freund, einen langen Brief schreiben wollen, aber da reist morgen ein Admiral schnell nach Petersburg ab, und mein Brief muß in einer Stunde bei dem Grafen Münster sein. Ich sende Ihnen daher meine Glückwünsche zu über die freudige Wendung, welche die Begebenheiten genommen haben. Charakterstärke hat obgesiegt über die Berechnungen der Arglist. Welch eine Morgenröte geht uns auf! Wenn nur die Mächtigen sie nicht verschlafen, statt sich an ihrem Hauch zu stärken. Hier hätte man große Lust dazu.“

Schreibt unser heutiges Geburtstagskind August Neidhardt von Gneisenau – seines Zeichens preußischer Feldmarschall und Held der Befreiungskriege (geboren Anno 1760 in Schildau) – an unseren großen vaterländischen Dichter Ernst Moritz Arndt und daher schmökern wir zur Feier von Gneisenaus Geburtstag doch etwas in Arndts Buch über die preußische Schilderhebung gegen Napoleon, die unser Gneisenau mit ins Werk gesetzt hat: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10015239_00001.html

„Die Preußen waren der Erniedrigung des Vaterlandes und der Bundesgenossenschaft mit ihrem Unterdrücker die ungeduldigsten gewesen. Sie waren die ersten, die sich zur Rache aufrichteten, und den übrigen Deutschen ein Beispiel gaben, dem sie nachfolgen sollten. Zuerst vor allen andern nahm ein preußischer Feldherr die Gesinnung seines Königs und das Gefühl seines Volks voraus, und offenbarte, daß er den deutschen Namen und die preußische Ehre fühlte. Kaum nahten die siegreichen Russen den Grenzen Preußens, so wendete der preußische General von York, welcher die preußischen Bundestruppen diesen Sommer mit großer Ehre befehligt halte, sich mit seiner Schar von dem Panier der Franzosen ab, und fiel denen zu, welche kamen, Deutschland zur Freiheit aufzurufen. Das preußische Volk jauchzte der Kühnheit des Feldherrn zu, die hoffende Welt lauschte. Nicht lange, und der König von Preußen reiste von Berlin nach Breslau, und erließ einen Aufruf an die preußische Jungend, sich freiwillig zu rüsten und unter die vaterländischen Fahnen zu stellen. Noch waren einige schwache Seelen, die weissagten, dieser königliche Ruf werde nur gehört, aber nicht verstanden werden; sie weissagten, was sie immer orakelt hatten, der Deutsche sei keiner Aufloderung und Begeisterung fähig, (so sehr waren die deutschen Geschichten vergessen) und verkündeten wie der Prophet Habaduk: wehe, wer zum Holz spricht: wache auf! und zum stummen Stein: stehe auf! Die Jünglinge widerlegten diese Zweifler, sie verstanden den Ruf, und Scharen von Tausenden und Zehntausenden strömten von allen Seiten dem Heere zu und stellten sich als Freiwillige in die Regimenter ein. Damit man auch bei einem Kriege, den man bei der willkürlichen Geschwindigkeit und Geschicklichkeit des französischen Gebieters und bei seinen immer noch großen Hilfsmitteln keineswegs als ein leichtes und schnell zu beendigendes Spiel ansehen durfte, der Zahl nicht zu sehr mangelte, erließ die preußische Regierung Verordnungen über die allgemeine Errichtung einer Landwehr und eines Landsturms, beide zur Ergänzung des ordentlichen Heeres, zur Erweckung des kriegerischen Geistes, und zur Wiederbelebung jenes zu lange vergessenen Gefühls, daß in großen Gefahren des Vaterlandes jeder freie Mann auf der Schwelle seines Hauses oder in den Toren seiner Stadt als Leiche liegen müsse, ehe ein Feind eingehen dürfe. Am wenigsten durften Preußen das versäumen, wodurch ihr Name vor fünfzig, ja noch vor fünfundzwanzig Jahren der größte in Europa gewesen war. Auch war der Befehl des Königs und der Wille des Volks eins: das ganze preußische Land ward ein Übungsplatz, alle Preußen wurden Soldaten, nicht bloß durch das königliche Wort, sondern durch das stolze Herz, das sich lange vergebens gesehnt hatte, gegen Franzosen zu streiten…“

Ursprünglich stand unser Gneisenau im Dienst des Markgrafen von Bayreuth, wechselte aber Anno 1785 zum preußischen Heer. Seine erste große Waffentat war Anno 1807 die Verteidigung unserer preußischen Festung Kolberg. Die er mehrere Monate lang gegen eine vielfache Übermacht der Gallier behauptete und dabei zahlreiche Sturmangriffe abschlug. Er gehörte anschließend zu den wesentlichen Mitarbeitern Scharnhorsts bei der preußischen Heeresreform und wurde Anno 1813 zum Stabschef unseres Feldmarschalls von Blüchers ernannt. Die Siege an der Katzbach, bei Leipzig, Laon und Belle-Alliance sind also nicht unwesentlich auch sein Werk gewesen, wofür er später den Marschallstab verliehen bekam. Anno 1796 nahm er Karoline von Kottwitz zum Weibe, mit der er vier Töchter und drei Söhne zeugte. Von den Schriften unseres Gneisenaus habe ich mir einen Brief an unseren Freiherrn vom Stein ausgesucht, in welchem unser Heerführer seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht, nämlich dem welschen Unhold Napoleon den Garaus zu machen:

„Eure Exzellenz gütige Zuschrift aus Langres habe ich heute erhalten. Die Zusicherung, die Sie mir darin über die Beharrlichkeit des Kaisers Alexander geben, belebt meine schon beflügelten Hoffnungen aufs neue. Wenn der edle Kaiser in einem solchen Sinne verfährt, so rettet er nicht allein, wie er bereits getan hat, ganz Europa, sondern er wird auch der Wohltäter Frankreichs. Warum sollte er nicht ein Ungeheuer vom Thron stoßen, daß den seinigen umzustürzen vorhatte? Er ist es seiner Nation und der Geschichte schuldig, eine solche Nationalrache zu nehmen. Knesebeck schreibt mir, es wäre nun, auf den Punkten, worauf die Armeen angekommen sind, zeitgemäß einen Waffenstillstand zu machen, wäre es auch nur, um Zeit zu gewinnen und zu erfahren, wo der Feind stehe. Dies sind bedenkliche Dinge und Reden; ich muß dagegen warnen. I. Die feindliche Armee ist schwach, von schlechter Zusammensetzung und mutloser Stimmung. Dies sagen einstimmig alle Nachrichten, die uns durch unsere Kundschafter, durch die Royalisten und selbst durch Angestellte der Bonaparteschen Regierung zukommen. Unser Oberstleutnant von Oppen hat das Nachrichtenfach in guter Ordnung. Er, der General Müffling, wir alle, können an Truppen, die aus Belgien, an der angefallenen Grenze und in Paris gesammelt werden mögen, nicht mehr als 80,000 Mann zusammenrechnen; aber wenn es auch 100,000, selbst 120,000 Mann wären, wie könnte sich eine solche Armee gegen unsere Truppen wehren? Ich habe die Gelegenheit genommen, den Rittmeister Pancziulicheff, einen intelligenten russischen Offizier, bei Gelegenheit eines von der Garnison von Stettin zu Napoleon gehenden Obersten mit ihm zu dem nächsten feindlichen General zu senden, um zu sehen. Er kann nicht genug den schlechten Zustand der feindlichen Truppen schildern. Seinen Bericht lege ich Eurer Exzellenz zu weiterem Gebrauch bei. Und mit solchen Truppen sollten wir Waffenstillstand oder gar Frieden schließen? Wir, mit einer großen Armee im Gefühl ihrer Siege? Von Moskau gekommen, um wenige Märsche von Paris sich durch einen verruchten Verräter täuschen zu lassen? II. Die Stimmung ist durchweg gegen Napoleon. Man ist seiner Tyrannei und seiner Ehrsucht müde. Seinen Lügen glaubt man nicht mehr. Wäre ein Bourbon bei unseren Armeen und verspräche man Amnestie, Beibehaltung der Plätze und so weiter, alles würde sich offen für uns erklären. Die herrschende Furcht ist, wir möchten Frieden schließen und ihnen den Tyrannen lassen. III. Man lasse sich nicht durch die Vorspiegelungen täuschen, der Feind könne sich gegen unsere Kommunikation mit dem Rhein bewegen, während wir dies gegen Paris tun. Der Feind hat zu einer solchen Offensive keine Kräfte. Aber gesetzt, er hätte sie und er versuchte diese Offensive, so müßten wir gerade deshalb auf Paris los eilen, weil wir dies dann um so schneller tun könnten. In der Hauptstadt Frankreichs ist alles zentralisiert, die Meinung, die Literatur, die Regierung, die Hilfsmittel. Was in Frankreich durch Geburt, Reichtum, Rang, Talente eminent ist, wohnt in der Hauptstadt, nicht, wie meist anderswo, auf dem Lande. Die Hauptstadt Frankreichs erobern will daher mehr bedeuten als Wien oder Berlin in Besitz zu nehmen. Mit dem Besitz der Hauptstadt lähmen wir alle Nerven der Regierung und gebieten den Frieden. IV. Ich bin daher der Meinung, daß Napoleon sich unmittelbar vor Paris aufstellen wird, und zwar um so mehr, da die Stimmung in Paris sehr zweideutig ist und nur die Gegenwart einer Armee ihm die Ruhe der Hauptstadt verbürgt. Dort hat er den ganzen Apparat der Regierung in seinen Händen, Senatoren, Staatsräte, Polizei und Gendarmen. V. Besser ist, den Frieden zu gebieten als darum zu unterhandeln. Die Diplomaten sind ein eitles Volk; ein bestimmter Zeitraum kann ohnedies nicht einer diplomatischen Verhandlung angewiesen werden; jene werden also, wenn man in eine Unterhandlung mit Waffenstillstand willigt, diese über die Gebühr verlängern und Napoleon eine für sich kostbare Zeit gewinnen. Strategie ist die Wissenschaft des Gebrauchs von Zeit und Raum. Ich bin weniger geizig auf diesen als auf jene. Raum mögen wir wiedergewinnen; verlorene Zeit nie wieder. Daher zur Schlacht, ehe sich der Feind besinnt. Sie wird weder blutig noch gefährlich sein. Die Vorsehung hat uns hierher geführt. Wie mögen Rache nehmen für so viele über die Völker gebrachte Leiden, für so viel erduldeten Übermut, damit das Discite iustitiam moniti non temnere divos bewährt werde. Tun wir es nicht, so sind wir Elende, die es verdienen, alle zwei Jahre einmal aus ihrer trägen Ruhe geschreckt und mit der Sklavengeißel bedroht zu werden. Von des edlen Alexander Seit kann uns so etwas nicht kommen; aber ich kenne wohl Leute, die stets Gespenster sehen…“

Kaiser Friedrich der Vierte

Anno 1831 wurde unser alter deutscher Kaiser Friedrich der Vierte geboren. Er regierte unser altes deutsches Reich Anno 1888 zwar nur hundert Tage lang, gehört aber zu den bedeutenden Feldherren unserer deutschen Einigungskriege. Der Sohn Wilhelms des Großen und der Augusta von Weimar widmete sich seit Anno 1844 dem Waffenhandwerk und erhielt ab Anno 1853 Unterricht in der Kriegskunst von Moltke dem Älteren. An der Bonner Hochschule studierte er von Anno 1849 bis Anno 1851 die Rechtskunde. Unheilvoll war sein Streit mit seinem Vater Wilhelm dem Großen Anno 1863. Doch versöhnten sich Vater und Sohn bald wieder und so erhielt unser Kaiser Friedrich der Vierte Anno 1866 das Kommando über unsere Zweite preußische Armee. Deren Aufgabe bestand in der Umgehung des österreichischen Heeres, der ein Flankenangriff folgen sollte. Dank der Gewaltmärsche unseres Kaiser Friedrichs des Vierten gelang Moltkes kühner Streich und das Gottesurteil von Königgrätz fiel zugunsten der Hohenzoller. Freilich, die Gallier wollten umgehend Rache für Sadowa – wie sie Königgrätz nannten – nehmen. Anno 1870 brachen sie schließlich Krieg mit unserem alten Preußen vom Zaun. Fest auf die Zwietracht unserer deutschen Stämme vertrauend. Doch fanden sie sich einem geeinten Deutschland gegenüber, dessen Dritte Armee unser Kaiser Friedrich der Vierte führte. Sein Kriegsschauplatz war das Elsaß und hier schlug er die Gallier bei Weißenburg und Wörth. Bei Sedan fand die Entscheidungsschlacht statt, an der unser Kaiser Friedrich der Vierte wiederum entscheidenden Anteil hatte. Ihm und seiner Armee fiel danach die Belagerung von Paris zu. Eine wichtige, aber leider nicht sehr glanzvolle Aufgabe. Denn sein Vetter Prinz Friedrich Karl von Preußen zerschmetterte die Gallier bei Orleans und Le Mans, während unser Kaiser Friedrich der Vierte allenfalls den Ausfall der Gallier am Berg Valerien abschlagen konnte. Paris streckte schließlich Anno 1871 die Waffen und so kehrte unser Kaiser Friedrich der Vierte siegreich heimkehren. Am Hofe seines Vaters wirkte er als Kronprinz und groß waren die Hoffnungen des Volkes… Anno 1858 nahm er die Prinzessin Viktoria von England. Acht Kinder vergönnten die Nornen dem Paar. Nachfolger wurde sein Sohn Wilhelm der Zweite. Bei unserem Chronisten Bernhard Rogge („Friedrich der Dritte. Deutscher Kaiser und König von Preußen“) wird nun unser Preußenkönig Wilhelm der Große in Versailles zum deutschen Kaiser gewählt:

„Inzwischen bereitete sich in Versailles mit dem Beginn des neuen Jahres eine Feier vor, durch welche alle Siege und Erfolge des vor angegangenen aufs herrlichste gekrönt werden sollten. Mitten im Feindeslande, unter dem Donner der Geschütze, der von den feindlichen Forts sich täglich vernehmen ließ und oft genug auch die nächtliche Ruhe störte, sollte die Wiederherstellung des deutschen Reiches zu alter Kaiserherrlichkeit sich vollziehen. Seit dem Tage von Sedan war in Deutschland der Wunsch immer lauter geworden, daß die aus den Schlachtfeldern vollzogene Einigung aller deutschen Stämme durch die Wiederherstellung des deutschen Reiches mit einem Kaiser an der Spitze eine feste und dauernde Gestalt gewinnen möge. Nachdem die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen über ihren Eintritt in den norddeutschen Bund Verhandlungen angeknüpft hatten und die Erweiterung desselben zu einem deutschen Bunde durch Verträge mit den einzelnen Staaten als gesichert angesehen werden durfte, war König Wilhelm auf Veranlassung des hochherzigen Bayernkönigs Ludwig II. von den deutschen Fürsten und freien Städten auf gefordert worden, für sich und seine Nachfolger den Titel und die Würde eines deutschen Kaisers anzunehmen. Dieser Bitte der Fürsten und freien Städte hatte sich auch der norddeutsche Reichstag angeschlossen und durch Entsendung einer Abordnung von dreißig Mitgliedern unter Führung des Präsidenten Simson dem Könige Wilhelm eine Adresse überreicht, in welcher der einmütige Wunsch des deutschen Volkes, das auf den Schlachtfeldern vollbrachte Einigungswerk durch die Wiederherstellung des deutschen Kaisertums gekrönt und geweiht zu sehen, zum erstenmal einen feierlichen Ausdruck fand. Kurz vor Weihnachten, am 18. Dezember 1870, war die Deputation nach einem in der Schloßkapelle zu Versailles abgehaltenen Gottesdienste vom Könige empfangen worden und hatte aus dessen eigenem Munde die Gewißheit empfangen, daß der langersehnte Traum des deutschen Volkes nunmehr verwirklicht werden sollte. Auch der Kronprinz hatte es sich nicht nehmen lassen wollen, die Abgesandten der deutschen Volksvertretung bei sich zu empfangen, und erwiderte die Begrüßung derselben mit einer kräftigen, von nationaler Begeisterung getragenen Ansprache, in welcher er auf die Gewalt und Größe dieses Tages hinwies. Der 18. Januar, der Ehrentag des Hohenzollernhauses, an welchem der erste König von Preußen die Krone auf sein Haupt gesetzt hatte, wurde von König Wilhelm dazu ersehen, der Geburtstag des neuen deutschen Kaiserreiches zu werden, und der Kronprinz wurde mit allen auf die Feier selbst bezüglichen Vorbereitungen beauftragt. Schon bei seiner Ankunft in Versailles hatte derselbe, wie er dem Verfasser dieser Erinnerungen dereinst persönlich es bekannt hat, die stolzen Räume des Königsschlosses Ludwigs XIV., von denen aus dereinst so viel Unheil über Deutschland verhängt worden war, im stillen für die erhabene Feier der Kaiserproklamation ersehen. In jenem Spiegelsaal, an dessen Decke und Wänden der vom Größenwahn erfüllte Herrscher seine eigene Vergottung hatte malen lassen, sollte die feierliche Handlung vor sich gehen, durch welche die deutsche Schmach früherer Jahrhunderte aufs herrlichste getilgt worden ist. Der erstorbene Glanz der Bourbonen schaute hier auf den höchsten Ruhmestag der deutschen Nation herab. Im stolzesten Prunkgemache jenes Franzosenkönigs, dessen Ränke und Raubkriege zum Untergange des alten deutschen Reiches soviel beigetragen hatten, sollte der Kaiser des neuen deutschen Reiches ausgerufen werden. Gerade unter dem großen Deckengemälde, welches Ludwig XIV. als einen thronenden Gott darstellt und die pomphafte Inschrift trägt: „L’etat, c’est moi“ (Der Staat bin Ich), welches ihn von den Genien der Weisheit, Tapferkeit und Schönheit umgeben zeigt, während Deutschland, Holland und Spanien besiegt und gefesselt zu seinen Füßen liegen, wurde auf Anordnung des Kronprinzen der Altar aufgebaut, an welchem, dem frommen Sinne König Wilhelms entsprechend, die Kaiserproklamation ihre gottesdienstliche Weihe empfangen sollte. Den einzigen aber um so stolzeren Schmuck des Festraumes bildeten die Fahnen und Standarten aller zur Belagerungsarmee von Paris gehörigen Truppenteile, die der Kronprinz zur Feier entboten hatte, und die von Deputationen derselben begleitet waren. Mit diesen waren alle in Versailles und rings um Paris liegen den Generäle zur Teilnahme an der Feier befohlen, sowie all die hervorragenden Staatsmänner, die im Hauptquartier des Königs weilten. So fand sich ein Kreis von Helden in den pomphaften Räumen Ludwigs XIV. zusammen, wie dieser stolze Monarch ihn selber nie gesehen hatte. In seinem schlichten Feldwagen verließ König Wilhelm Punkt 12 Uhr die Präfektur, um sich zu der Feier zu begeben, von der er als Kaiser zurückkehren sollte. Am Fuße der Prinzentreppe, die zur Spiegelgalerie hinaufführt, wurde er vom Kronprinzen empfangen. Unter den Klängen des Chorals: „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ stellte er sich dem Altare gegenüber auf, neben ihm stand der Kronprinz und ringsumher ein großer Kreis deutscher Fürsten und Prinzen von Geblüt, der Bundeskanzler Graf Bismarck, Graf Moltke und alle die ruhmreichen Feldherren des Krieges. Nachdem die Versammlung den Vers : „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ angestimmt hatte, hielt Hofprediger Rogge die Weiherede im Anschluß an das Wort: „Gott, dem ewigen Könige, dem Unvergänglichen, Unsichtbaren und Alleinweisen, sei Ehre und Preis in Ewigkeit.“ Nachdem hierauf ein feierliches: „Nun danket alle Gott“ erklungen war, begab sich der König, durch die Reihen der zu beiden Seiten aufgestellten Abordnungen der Truppen schreitend, auf die mit den Fahnen und Standarten geschmückte Erhöhung und gab von hier aus vor aller Welt seinen Entschluß kund, mit Wiederherstellung des deutschen Reiches die deutsche Kaiserwürde für sich und seine Nachfolger an der Krone Preußens zu übernehmen, worauf er den Reichskanzler zur Vorlesung jener herrlichen Ansprache aufforderte, in welcher dem deutschen Volke das große Ereignis, das sich in dieser Stunde voll zog, bekannt gegeben wurde. Kaum war des Kanzlers letztes Wort verhallt, so trat der Großherzog von Baden begeistert vor und rief mit erhobener Rechten: „Seine Majestät der deutsche Kaiser, König Wilhelm, lebe hoch!“ Da brauste der Kaiserruf zum erstenmal durch die goldenen Räume, da neigten sich die mit den Siegen von Leipzig und Waterloo, von Düppel, Königgrätz, Wörth, Gravelotte, Stank Privat und Sedan geschmückten Banner huldigend vor ihrem nun kaiserlichen Kriegsherrn. Als erster Diener im Reich aber trat der Kronprinz tief bewegt vor den Vater hin und beugte sein Knie zum huldigenden Handkuß. Der Kaiser aber hob ihn empor, unter Tränen ihn umarmend und küssend. Auch in den Augen ergrauter Krieger sah man manche Freudenträne glänzen. Die Musikkorps hatten sich unterdessen in dem an die Spiegelgalerie anstoßenden Salle de la, paix aufgestellt und begrüßten den Kaiser, als er in Begleitung der Fürsten und Generäle den Festraum verließ, mit dem Hohenfriedberger Marsch. „Unser Fritz“ aber führte von diesem Tage an den ihm vom Kaiser verliehenen Titel: „Der Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen.“ …“

— Erwin Rommel

https://t.me/s/festungeuropa – Wir Panzertiere mögen Telegramm nicht, da es von seinen Benutzern Funktelefonnummern haben will. Doch wer sich dort tummeln, der kann jenen Kanal abonnieren, da hier ein paar Leutchen einen kleinen Streich auf Dein-Röhre tun wollen. Sinn und Zweck des Ganzen soll die Anprangerung der ungesetzlichen Masseneinwanderung nach Europa über die Inselgruppe der Kanaren […]

— Erwin Rommel

Feldmarschall Helmuth von Moltke der Ältere

Wiederum muß getrunken werden: Denn Moltke der Ältere, unser Feldherr in den Einigungskriegen gegen die Gallier, Dänen und Österreicher hat heute Geburtstag (im Jahr 1800 in Parchim, um genau zu sein). Moltke der Ältere ist ein Feldhauptmann unter dem man gerne dient, da bei diesem der Sieg schon (fast) sicher ist. Beispielsweise in der Schlacht von Sedan, wo er die Macht der Gallier gebrochen hat und dabei auch in die Fußstapfen unseres möglichen Erschaffers Julius Cäsar getreten ist. Der Cäsar belagerte nämlich damals bei Alesia ein gallisches Heer und Schlug den Entlastungsangriff eines weiteren Gallierheeres ab. So tat es auch unser Moltke: Bei Metz belagerte er die Hauptstreitmacht der Gallier und bei Sedan kesselte er die Entsatzarmee ebenfalls ein und rieb diese gänzlich auf, womit der Krieg im Wesentlichen entschieden war. Ein Cannä war die Schlacht von Sedan im Jahre 1870 freilich nicht, da unserem Moltke 200,000 Recken und 770 Geschütze zur Verfügung standen, während die Gallier mit 130,000 Kriegsknechten und 560 Kanonen anrückten. Unser Moltke war also deutlich überlegen und damit hätten es die Gallier eigentlich gleich sein lassen können… Nicht nur Feldherr, sondern auch Geschichtsschreiber war unser Moltke und daher berichtet er uns nun vom Beginn der epischen Schlacht von Sedan: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Um, mit der Maasarmee zusammenwirkend, den Feind in seiner Stellung festzuhalten, schickte General von der Tann schon um vier Uhr früh im dichten Morgennebel seine I. Brigade über die Pontonbrücken gegen Bazeilles vor. Sie drang in den Ort ein, fand aber nun die Straßen barrikadiert und wurde aus allen Häusern beschossen. Unter großen Verlusten zwar drang die vorderste Kompanie bis an den Nordausgang vor, während die übrigen, in heftigen Häuserkämpfe begriffen, durch das Hinzutreten einer zweiten Brigade des französischen 12. Korps aus dem westlichen Teile von Bazeilles verdrängt wurden. Sie behaupten sich aber in den Baulichkeiten am Südausgange und schritten von dort zu erneuten Angriffen. Da von beiden Seiten immer frische Truppen herbeigeführt wurden, auf französischer Seite sogar eine Brigade des 1. und eine des 5. Korps, so dauerte das hin- und herwogende blutige Gefecht, besonders gegen die dem Ausgange vorliegende und die Hauptstraße der Länge nach herrschende Villa Beurmann, Stunden lang fort. Die Einwohner beteiligten sich lebhaft an dem Kampfe, und so mußten denn auch gegen sie die Waffen gekehrt werden. Die starke Artillerie vom linken Talrand der Maas hatte natürlich gegen das dicht angefüllte zum Teil schon brennende Bazeilles nicht wirken können; nachdem aber um acht Uhr die preußische VIII. Division bei Remilly eingetroffen war, warf General von der Tann seine letzten Brigaden in das Gefecht. Der unmauerte Park des Schlosses Monvillers wurde erstürmt und der Eingang zur Villa Beurmann gewonnen. Um neun Uhr ging dann die Artillerie über die Brücke vor, und die VIII. Division wurde ersucht, den Kampf zu unterstützen, in welchem der rechte Flügel der Bayern auch nördlich Bazeilles bei Moncelle eingetreten war. In dieser Richtung hatte bereits um fünf Uhr früh Prinz Georg von Sachsen von Douzy aus sieben Bataillone als Avantgarde vorgeschickt. Sie vertrieben die Franzosen aus dem Ort, drangen nach Platinerie und der dortigen Brücke vor und besetzten, trotz heftigen Feuers des Gegners, die jenseits des Givonne-Baches belegenen Häuser, welche sofort zur Verteidigung eingerichtet wurden. Die Verbindung mit den Bayern war hergestellt und die Avantgarden-Batterie am östlichen Talhang aufgefahren, aber weitere Unterstützung durch Infanterie konnte dem kühnen Vorstoß vorerst nicht gewährt werden. Marschall Mac-Mahon war schon um sechs Uhr früh bei Moncelle durch einen Granatsplitter verwundert worden. Er hatte, mit Übergehung von zwei älteren Korpsführern, den General Ducrot zu seinem Nachfolger im Oberbefehl bestimmt. Hiervon um sieben Uhr benachrichtigt, erteilte dieser General die nötigen Befehle, um noch jetzt die Armee bei Illy zu versammeln und dann sofort den Rückzug auf Mezieres anzutreten. Bereits hatte er von seinem Korps die Division Lartigue zur Sicherstellung des Übergangs bei Daigny abgeschickt, den Divisionen Lacretelle und Bassoigne befohlen, die Offensive gegen die Sachsen und Bayern zu ergreifen, um Zeit für den Rückzug der übrigen Abteilungen zu gewinnen. Die in zweiter Linie stehenden Divisionen brachen sogleich in nördlicher Richtung auf. Nun hatte aber der Kriegsminister dem kürzlich ans Algier eingetroffenen General von Wimpffen das Kommando des V. Korps an Stelle des Generals de Failly erteilt und ihm zugleich eine Vollmacht mitgegeben, nach welcher er, im Fall einer Behinderung des Marschalls, dem Oberbefehl der Armee übernehmen sollte. General von Wimpffen wußte, daß die Truppen des Kronprinzen bis Donchery heran standen. Er hielt den Rückzug nach Mezieres für völlig unausführbar und wollte im geraden Gegenteil nach Carignan durchdringen, nicht zweifelnd, daß er die Bayern und Sachsen überrennen und so zum Anschluß an den Marschall Bazaine werde gelangen können. Als er daher die Anordnungen des Generals Ducrot erfuhr, auch ein Angriff auf Moncelle anscheinend günstigen Verlauf nahm, machte er – zu seinem Unstern – die ihm erteilte Vollmacht geltend. General Ducrot fügte sich ohne Weigern, es mochte ihm vielleicht nicht unlieb sein, sich einer schweren Verantwortung entledigt zu wissen. Alsbald wurden die abziehenden Divisionen der zweite Linie zurückbeordert, und unter dem Vorstoß der bereits zum Angriff vorschreitenden der ersten gerieten nun die weit vorgeschobenen schwachen bayerischen und sächsischen Abteilungen in schwere Bedrängnis. Schon morgens sieben Uhr, als das eine Regiment der sächsischen Avantgarde in Moncelle eindrang, hatte das andere sich rechts gegen das von Daigny drohende Vorgehen der Division Lartigue wenden müssen. Gegen dasselbe entspann sich alsbald ein lebhaftes Feuergefecht. Das Regiment hatte beim Abmarsch die Tornister zurückgelassen und versäumt, die Patronen herauszunehmen. Seine Taschenmunition erschöpfte sich bald, und die wiederholten heftigen Angriffe der Zouaven, besonders gegen den ungedeckten rechten Flügel, mußten mit dem Bajonett zurückgewiesen werden. Zur Linken hingegen hatte sich nach und nach eine starke Artillerielinie gebildet, welche um achteinhalb Uhr auf zwölf Batterien anwuchs. Jetzt aber war auch die Division Lacretelle an den Givonne-Grund herangerückt, und dichte Tirailleurschwärme nötigten um neun Uhr die deutschen Batterien, abzufahren. Doch nahmen sie in etwas größerer Entfernung wieder Stellung, trieben durch ihr Feuer den Gegner in das Tal zurück und gingen dann in die frühere Position aufs Neue vor…“

Karl vom Stein

Heute muß wahrhaft getrunken werden! Unser Freiherr vom Stein hat nämlich Geburtstag. Der große preußische Staatsmann und notorische Napoleon-Feind (ein jeder braucht ja auch eine Freizeitbeschäftigung) erblickte Anno 1757 das Licht der Welt. Zum Geburtstag bekommt unser Stein den Hohenfriedberger Marsch gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=bkhOxFtj7Eo An seinem Preußentum bestehen keinerlei Zweifel, so sagt unser Stein über den Soldatenkönig und den alten Fritz etwa:

„Friedrich Wilhelm I. herrschte selbständig, beratschlagte, beschloß und führte aus durch und mit seinen versammelten Ministern. Er bildete die noch vorhandenen Verwaltungsbehörden und regierte mit Weisheit, Kraft und Erfolg. Friedrich der Große regierte selbständig, verhandelte und beratschlagte mit seinen Ministern schriftlich und durch Unterredung, führte durch sie aus, seine Kabinettsräte schrieben seinen Willen und waren ohne Einfluß. Er besaß die Liebe der Nation, die Achtung seiner Bundesgenossen, das Zutrauen seiner Nachbarn.“

Nachdem unser Freiherr von Stein Anno 1808 von Napoleon geächtet wurde, begab er sich Anno 1812 nach Rußland und trug dort seinen Teil zur Niederlage Napoleons bei:

„Er begann den 22. und 23. Juni 1812 mit dem Übergange Napoleons über den Niemen bei Kauen und so weiter. Man erfuhr ihn plötzlich, unerwartet, zufällig, und am 28. Juni verließ ich in der Gesellschaft des Grafen Kotschubey Wilna morgens um 9 Uhr. Denselben Tag insurgierten bereits die polnischen Studenten dieser Universität und zog sich Barclay fechtend mit den Franzosen aus der Stadt. Graf Kotschubey und ich begleiteten den Kaiser, trennten uns bald von ihm und gingen über Druja nach Janinow bei Drissa, wo die große Armee unter Barclay in das verschanzte Lager allmählich einrückte. Nach Janinow brachte Herr von Anstett das von ihm mit großer Beredsamkeit entworfene Manifest gegen Napoleon, es wurde aber zurückgehalten. Hier vereinigten sich mehrere Generale, als Jermolow, Pauluzzi und so weiter, auch Barclay, um den Kaiser zu bitten, entweder das Armeekommando unmittelbar zu übernehmen, oder sich von der Armee zu entfernen, um die zu ihrer Unterstützung nötigen Streitkräfte und Hilfsquellen zu entwickeln. Zugleich stellte man ihm die Notwendigkeit vor, daß die Armee das Lager bei Drissa verlasse, weil der Feind bei Polozk übergehe und sich auf ihre Rückzugslinie stellen könne. Bagrazion hatte sich verspätet, war außer Verbindung mit Barclay gekommen und eilte nun nach dem Dnjepr zu, um hinter demselben seine Verbindung wiederherzustellen. Der Kaiser entschloß sich, die Armee zu verlassen und nach Moskau zu gehen, von dort aus die Nation zur Anstrengung aller Kräfte aufzufordern. Ich folgte ihm nach dieser unermeßlichen reichen Hauptstadt, wo sich bei dem zahllosen, von allen Seiten herbeiströmenden Volk ein hoher Grad von religiösem und nationalem Enthusiasmus aussprach und alle Klassen sich beeiferten, durch Geld und Milizstellung diesen Enthusiasmus zu betätigen und ihre tiefe Verehrung für ihren Kaiser zu äußern. Der Anblick der ihn umgebenden und fast anbetenden Menge, ihre Frömmigkeit, womit sie den Kirchen zuströmte und mit glühender Andacht betete, war herzerhebend, begeisternd. – Der Kaiser hatte in Abo eine Zusammenkunft und sicherte sich durch den dortigen Frieden (4. August) die Ruhe in Finnland und den Gebrauch des dort stehenden Armeekorps; er kehrte nach Petersburg zurück, wohin ich ihm (August 1812) über Twer folgte. Hier machte ich der Großfürstin Katharina, Gemahlin des Prinzen Georg, meine Aufwartung, die nach Jaroslaw in das Innere von Rußland ging; wenige Monate darauf verlor sie ihren Gemahl. In Petersburg wurde das deutsche Komitee in Tätigkeit gesetzt; die Stelle des Prinzen Georg nahm sein Herr Vater ein, der Herzog von Oldenburg, ein sehr sittlicher, unterrichteter, aber höchst förmlicher, in sich selbst abgeschlossener, starrsinniger Fürst, einseitig, kleinlich, enge in seinen Ansichten, mit dem ich mich nicht vertrug. Unter ihm leitete das Geschäft der Bildung der russisch-deutschen Legion Major von Stülpnagel, ein preußischer Offizier, durch dessen Beharrlichkeit, Geduld und Einsicht die Sache so weit zustande kam, daß man im Frühjahr 1813 mit zwei Regimentern Infanterie, zwei Regimentern Kavallerie und einer Batterie an die Elbe rücken konnte. Die Errichtung selbst begann in Reval, nachher wurde der Sammelplatz nach Wiborg verlegt, wo der Herzog beabsichtigte, mit den wenigen hundert Mann, aus denen die Legion damals bestand, Finnland gegen den Angriff der Schweden, den er besorgte, zu verteidigen. Zu dieser Zeit kamen Oberst Tettenborn und Professor Arndt nach Petersburg, jener als ein tüchtiger Kavallerieoffizier, dieser als geistreicher, freimütiger, politischer Schriftsteller bekannt, er erhielt für die Redaktion mehrerer zur Verbreitung in Deutschland dereinst bestimmter Schriften eine Pension vom deutschen Komitee. Auf Vorschlag des Fürsten Soltikoff, Erziehers des Kaisers, und des Ministerialkomitees ernannte der Kaiser Kutusow zum Oberfeldherrn. Die Fortschritte der Franzosen erregten eine dumpfe Unruhe in Petersburg; man suchte zwar die Gemüter zu heben durch eine pomphafte Bekanntmachung des Sieges bei Borodino in der Kirche von Kasan, es war aber eine mit beiderseitiger Tapferkeit und großem Verlust gefochtene und für die Russen verlorene Schlacht. Als man während zehn Tagen nichts von dem Heere erfuhr und die Räumung von Moskau bekannt wurde, so nahmen die Besorgnisse zu, mit ihnen Haß gegen die Fremden, Drohungen gegen sie, Verdacht der Verräterei. Viele der Umgebungen des Kaisers, zum Beispiel Graf Arackzeyef, drangen auf Frieden. Alles war zur Reise der kaiserlichen Familie nach Olonez bereit – als man endlich Nachrichten vom Dasein des Heeres und seinem Rückzug gegen Kaluga erhielt, so wurde man ermutigt, die Bildung der Milizen ging vorwärts, die Nachrichten von den Plünderungen der Franzosen, der Brand Moskaus, das Stillstehen der feindlichen Armee, die freiwillige Waffenergreifung des Landvolkes: alles erbitterte und erhöhte den Wunsch nach Rache und die Kriegslust bei allen Ständen, man rühmte sich jedes Verlustes, den man durch Plünderung und Brand erlitten hatte. Der Kaiser berief in dieser Zeit den bekannten Sir Francis Divernois, um einen Plan zur Verbesserung der Kurse der Banknoten oder des Papiergeldes zu entwerfen; ihr Kurswert war der vierte Teil des Nominalwertes. Er schlug vor, sie zu devalvieren oder ihren Nominalwert auf einen aliquoten Teil herunterzusetzen, zum Beispiel 100 auf 30, und für die devalvierten 70 den Inhabern eine zinstragende Obligation zu geben. General Armfeld machte mir bekannt, der Kaiser wolle mir den Plan des Herrn von Divernois zur Prüfung und Beurteilung mitteilen; ich erklärte ihm, ich könne wohl die allgemeinen Prinzipien, worauf der Plan beruhen werde, nicht aber als ein Fremder seine Anwendbarkeit auf Rußland beurteilen, ich müsse also vor allen Dingen auf Ernennung einer aus inländischen Geschäftsleuten und besonders dem Finanzminister Gourief bestehenden Kommission antragen; sie wurde ernannt und ich ihr beigeordnet. – In meinen zu übergebenden Memoiren führte ich aus: I. daß der Wert des Papiergeldes sich nicht genau nach dem numerischen Verhältnis der Zirkulationsmittel richte, daß dessen Verminderung keine verhältnismäßige Minderung der Preise zur Folge haben werde, wie man neuerlich im Österreichischen 1811 erfahren; II. daß die gegenwärtigen Inhaber der Banknoten, die sie nach dem Kurs angenommen, durch die ihnen zugestellten Obligationen auf einmal wegen eines Verlustes bereichert würden, den sie nicht erlitten, da er langsam sich gebildet und allmählich auf die früheren Inhaber sich verteilte. III. Die Kommission bemerkte noch, daß bei der Unkunde der Volksmasse mit Papierverkehr diese Obligationen nicht ihr, sondern einer Anzahl listiger Wucherer werden zustatten kommen. Der Plan wurde verworfen…“

Die Schlacht von Karfreit

Bei Karfreit schlug unser Feldhauptmann Otto von Below Anno 1917 den Italienern derart aufs Haupt, daß diese vom Isonzo hinter die Piave flüchten mußten. Damit verloren die Italiener mit einem Schlag die Früchte von elf großen Schlachten. Denn bevor unsere XIV. Armee herbeieilte, stand die ostmärkische Front vor dem Zusammenbruch. Mit nur 400,000 Recken und 3300 Feldschlangen trat unser Feldhauptmann von Below zum Sturm auf die starken Stellungen der Italiener an. Diese hatten 850,000 Kriegsknechte und 3600 Feldschlangen aufgeboten. Ein verwegener Flankenangriff hob die italienischen Stellungen aus der Angel und führte zur nahezu vollständigen Vernichtung der italienischen Armee. An Toten, Verwundeten und Gefangenen verloren die Italiener rund 400,000 Mann und hatten zudem 300,000 Versprengte und Fahnenflüchtige. Entsprechend gewaltig war auch die Kriegsbeute. Es wurden 3500 Feldschlangen, 1730 Minenwerfer, 2900 Maschinenwerfer und 300,000 Gewehre nebst jeder Menge anderem Kriegsmaterial erbeutet. Würden wir über mehr Streitmittel verfügt haben, so wäre ein Vorstoß auf Rom durchaus möglich gewesen. So aber mußte unsere XIV. Armee bald wieder an die Westfront verlegt werden. Unser General Alfred Krauß kommt mit seinem Schlachtbericht („Der Durchbruch von Flitsch“) nun zu Ende: http://www.stahlgewitter.com/erlebnisberichte/flitsch.htm

„Das Gelingen dieses Gedankens erforderte natürlich ein längeres Verbleiben der italienischen 3. Armee bei Görz. Der linke Flügel unserer Isonzofront durfte daher nicht angreifen; ja selbst ein geschicktes Zurücknehmen dieses Flügels, um die Armee des Herzogs von Aosta nachzuziehen, wäre gerechtfertigt gewesen. Da man aber nicht die Vernichtung der Italiener, sondern nur ein Vorschieben der Front beabsichtigt hatte, entfiel dieser Gedankengang. Der sehr stark gehaltene linke Flügel. der Isonzofront, die beiden Armeen der Heeresgruppe Feldmarschall Boroevic, sollte ebenso angreifen, wie der rechte Flügel der Front. Aber das Glück wollte uns wohl. Die Heeresgruppe Boroevic kam trotz ihrer großen Stärke nicht recht vorwärts. Nur ihr rechter Flügel kam im Anschluß an die 14. Armee frühzeitig in die Ebene, aber doch nicht, ohne daß er von den rascher vorstürmenden Deutschen aus dem zugewiesenen Vorrückungsstreifen, Udine-Codroipo, nach Süden verdrängt wurde. Diese Sachlage brachte uns zweimal dem großen Wurfe nahe, die 3. italienische Armee abzufangen. Als die deutschen Truppen über Udine vorstürmten, indes die 3. italienische Armee noch weit im Osten gegen Boroevic kämpfte, wollte das XIV. Armeekommando mit einigen Divisionen nach Süden in den Rücken der Italiener einschwenken. Boroevic verlangte nun, daß diese deutschen Divisionen sobald sie in seinen Vorrückungsstreifen kamen, ihm unterstellt werden. Darauf wollte das XIV. Armeekommando nicht eingehen. Daher unterblieb diese entscheidende Unternehmung. Aber noch ein zweitesmal war uns das Glück hold. Die Deutschen hatten Codroipo erreicht und dort gewaltige Beute gemacht, als der nach Süden abgedrängte rechte Flügel der II. Isonzoarmee, die aus zwei Divisionen bestehende Gruppe Kosak, mit ihren vordersten Truppen die von den Italienern in Brand gesteckte Brücke bei Madrisio, südlich von Codroipo, erreichte. Die Brücke konnte gerettet werden. Das Glück hatte uns im günstigsten Zeitpunkt eine Tagliamentobrücke in die Hände gespielt. Der Kommandant der beiden Divisionen, Feldmaschalleutnant Ludwig Goiginger – das Gruppenkommando war weit rückwärts abgeblieben – erkannte die Lage ganz richtig und faßte den Entschluß, am nächsten Tage bei Madrisio Ufer zu wechseln, diese Brücke und die bei Latisana am westlichen Ufer zu besetzen und so der noch im Osten stehenden Armee des Herzogs von Aosta den Rückzug zu verlegen. Da kam am Abend ein Generalstabsoffizier des Heeresgruppen-Kommandos an, der den Befehl überbrachte, daß die Gruppe sofort nach Codroipo zu marschieren habe, das im Bewegungsstreifen der Heeresgruppe liege. Feldmarschalleutnant Goiginger gab die Lage und seinen Entschluß bekannt und sagte, daß in Codroipo die Deutschen stünden, daß also seine Anwesenheit dort keinen Zweck habe. Der Generalstabsoffizier betonte, daß der Befehl des Feldmarschalls Boroevic für alle Fälle gelte, auch dann, wenn in Codroipo schon deutsche Trugen stünden. Der General ließ sich durch diesen bestimmten Befehl leider von seinem einzig richtigen Entschluß abbringen. Die Gelegenheit zu entscheidendem Erfolg war unwiderruflich vorüber. Das schönste Urteil über den Durchbruch von Tolmein-Flitsch fällt die italienische Untersuchungskommission, die die Ursachen der Niederlage von Caporetto erheben sollte. Unter Hinweis auf die Tatsache, daß im Durchbruchsraum 238 italienischen Bataillonen nur 171 deutsche und österreichisch-ungarische gegenübergestanden sind, sagt die Untersuchungskommission: „Die Offensive stellte sich im Hinblick auf die geringe Zahl als eine Tat äußerster Kühnheit dar“ und fügt bei: „Die Genialität des Planes, der Feuereifer, die Energie und die Kühnheit, die neuen Methoden in Zeit, Raum und Kampfart sind anerkennenswert. Äußerste Ausnützung des unverhofften Anfangserfolges und unermüdliche Verfolgung verhinderten jede Rückhaltstellung. Der Feind führte seine Hauptkräfte mit großem strategischen Verständnisse bis an die äußerste Grenze der Leistungsfähigkeit von Mann und Material.“ Die beiden siegreichen Armeen, die deutsche, die ihre glanzvolle Wiedererstehung erleben wird, und die für immer versunkene alte k. u. k. Armee, die von verständnislosen Menschen so oft falsch beurteilt worden ist, sie können stolz sein auf dieses glänzende Lorbeerblatt in ihrem Ehrenkranze…“